Full text: Vermischte Schriften ; 3 : politischen, philosophischen und historischen Inhalts ; ueber Frauenemancipation, Plato, Arbeiterfrage, Socialismus / übers. von Siegmund Freud (12)

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lieber Frauenemancipakion. 
der Frauen", deren Leiter gleichwie beinahe alle bedeutenden Redner 
Frauen waren. Doch hatten sich auch Männer in großer Zahl 
ihnen angeschlossen, darunter einige der hervorragendsten Führer 
in der verwandten Sache der Negeremancipation. Es wurden don 
ein allgemeines und vier specielle Comitö's eingesetzt, um die An¬ 
gelegenheit bis zur nächsten Jahresversammlung fortzuführcn. 
Nach dem Bericht der Xa^v-Vorlr Iribuna waren über 
tausend Personen die ganze Zeit hindurch zugegen, und „wenn ein 
größerer Raum zur Verfügung gestanden wäre, hätten noch viele 
Tausende der Versammlung beigewohnt". Der Raum war „von 
Anfang an überfüllt von aufmerksamen und teilnehmenden Zu¬ 
hörern". Was die Qualität des Gesprochenen betrifft, so haben 
die Vorgänge in dieser Versammlung den Vergleich mit keiner 
anderen uns bekannten Volksbewegung zu scheuen, die in England 
oder Amerika stattgefunden hat. Nur sehr selten ist der Antheil, 
welchen Phrase und Schönrednerei an den Kundgebungen in öffent¬ 
lichen Versammlungen haben, so gering, der Antheil der ruhigen Ein¬ 
sicht und Vernunft so beträchtlich ausgefallen. Der Erfolg der Ver¬ 
sammlung war in jeder Hinsicht ermuthigend für die, welche sie 
einberufen hatten, und dieselbe ist wahrscheinlich bestimmt, eine der 
folgenreichsten unter den politischen und socialen Reform-Bewegungen 
einzuleiten, welche das verheißungsvollste Merkmal unserer Zeit sind. 
Daß die Urheber dieser neuen Bewegung sich auf den Boden 
von Principien stellen und sich nicht scheuen, dieselben in ihrem 
weitesten Umfange ohne Achselträgerei oder Compromißsucht zu be¬ 
kennen, geht aus den Resolutionen hervor, welche die Versammlung 
angenommen hat und welche wir zum Theil hier folgen lassen. Sie 
lauten dahin: 
„Daß jedes menschliche Wesen im reifen Alter und seit einer 
entsprechenden Zahl von Jahren im Lande ansässig, welches den 
Gesetzen zu gehorchen verpflichtet ist, auch auf eine Stimme bei 
deren Erlaß ein Recht hat; daß jede solche Person, deren Eigen¬ 
thum oder deren Arbeit besteuert wird zum Zwecke der Erhaltung 
der Regierung, auch auf einen directen Antheil an derselben 
Anspruch hat; daß mithin die Frauen Anspruch haben auf das 
Stimmrecht und auf die Wählbarkeit zu Aemtern .... und daß 
jede Partei, welche sich rühmt, die Humanität, die Civilisation und 
den Fortschritt des Zeitalters zu vertreten, verpflichtet ist, Gleich¬ 
heit vor dem Gesetz ohne Unterschied des Geschlechtes oder der 
Farbe auf ihre Fahnen zu schreiben; ferner daß bürgerliche und 
politische Rechte keinen Geschlechtsuntcrschied kennen, und daß 
daher das Wort „männlich" aus allen Verfassungsurkunden zu
	        
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