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Ueber Frauenemancipation.
der Vermehrung der Concurrenz werden sich seiner Zeit wohl
Drittel finden lassen. Palliativ-Maßregeln könnten sofort an¬
gewendet werden, zum Beispiel eine strengere Ausschließung der
Kinder von industrieller Thärigkeit während der Jahre, in denen
sie keine andere Arbeit leisten sollten als jene, welche ihren Körper
und Geist für das spätere Leben erstarken macht. Kinder sind
nothwendiger Weise abhängig und unter der Gewalt Anderer, und
ihre Arbeit, die nicht ihnen selbst sondern ihren Eltern Gewinn
bringt, ist ein geeigneter Gegenstand gesetzlicher Regelung. Was
die Zukunft anbelangt, so glauben wir, daß weder die^gedankenlose
Vermehrung und die daraus folgende übermäßige Schwierigkeit,
einen Unterhalt zu finden, immer andauern wird, noch daß die
Theilung der Menschen in Capitalisten und Hemiethete Arbeiter ,
und die Regulirung der Entlohnung der Arbeiter hauptsächlich
durch Nachfrage und Angebot für immer oder auch nur lange Zeit '
noch in Kraft bleiben wird. Aber so lange die Concurrenz das
allgemeine Gesetz des menschlichen Lebens bleibt, ist es Tyrannei,
die eine Hälfte der Mitbewerber auszuschließcn. Alle die das«'
Alter der Selbständigkeit erreicht haben, haben das gleiche Recht,
jede Art von nützlicher Arbeit, deren sie fähig sind, zum Preise,
den sie einträgt, zu verkaufen.
Der dritte Einwand gegen die Zulassung der Frauen zum
öffentlichen Leben oder zur Gewerbsthäligkeit, deren angeblich
verhärtender Einfluß, gehört einer vergangenen Zeit an und ist für
unsere Zeitgenossen kaum mehr verständlich. Es giebt aber immer
noch Personen, welche sagen, daß die Welt und ihr Getriebe die
Menschen selbstisch und gefühllos werden läßt, daß die Kämpfe,
Rivalitäten und Collisionen des geschäftlichen und politischen Lebens
sie rauh und unliebenswürdig machen, und daß, wenn die eine Hälfte
der Gattung sich unvermeidlich diesen Dingen hingeben muß, es um
,so nothwendiger ist, daß die andere Hälfte davon fern gehalten
! werde; daß cs die Frauen vor den schlechten Einflüssen der Welt
!zu bewahren gilt, damit die Männer denselben nicht gänzlich
l verfallen.
Dieses Argument hätte etwas annehmbares, wenn sich die
Welt noch im Zeitalter des Faustrechls befände, als das Leben
reich war an Physischen Kämpfen und jeder Mann das gegen ihn
oder gegen Andere verübte Unrecht mit dem «chwerle oder mit
der Stärke seines Armes abwehrcn mußte. Die Frauen, und
desgleichen die Priester, mögen dadurch, daß sie von solchen Ver¬
pflichtungen und theilweise^von den sie begleitenden Gefahren be¬
freit waren, damals im Stande gewesen sein einen wohlthätigen