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Bemerkungen zum Lehrpläne.
Für die vorliegenden Ergebnisse der Revision waren nun folgende Erfahrungen
und Gesichtspunkte maßgebend :
Im Latein war die grammatische Aufgabe der III. und IV. Classe in der
zugemessenen Zeit nicht lösbar; Abhilfe konnte nur durch eine andere Vertheilung
der Lateinstunden geschafft werden, was allerdings zunächst der lateinischen
Lectüre in diesen beiden Classen Abbruch thut, aber durch die Ermöglichung
besserer grammatischer Vorbildung einen fruchtbareren Betrieb der Lectüre in den
höheren Classen vorbereitet.
Die Zahl der schriftlichen Arbeiten musste soweit beschränkt werden, dass
die sorgfältige Behandlung der Sache geleistet werden kann.
In der Lectüre erwiesen sich die Classenpensa weit über das Erreichbare
hinausgehend, es war daher der Umfang erheblich zu verringern, so dass unter
normalen Verhältnissen künftig sich die Ziele werden erreichen lassen. Die Lectüre
Ciceronisclier Briefe (in der VI. Classe) wurde als entbehrlich erkannt; in der
VII. Classe empfahl es sich die oratorische Prosalectüre etwas einzuschränken um
für die anziehendere Lectüre der Dialoge Raum zu gewinnen; in der VIII. Classe
war es zweckmäßiger sich auf die bedeutsamsten Werke des Tacitus zu beschränken
und den Agricola entfallen zu lassen.
Die stiüstischen Übungen bedurften in jenen Semestern, welchen poetische
Lectüre zugewiesen ist, einer Stütze; daher erschien es angemessen neben der
poetischen Lectüre auch der Prosa einen bescheidenen Platz einzuräumen.
Im Griechischen mangelte dem Unterrichte in der attischen Syntax während
der durch 3 Semester fortlaufenden Lectüre aus Homer und Herodot die unent¬
behrliche Grundlage der gleichzeitigen Lectüre eines attischen Prosaikers, wodurch
der Übergang zu Demosthenes ungemein erschwert war. Es erschien daher geboten,
die Hömerlectüre in der V. und VI. Classe etwas einzuschränken und daneben die
Lectüre aus Xenophon, wenn auch in sehr bescheidener Ausdehnung, einhergehen
zu lassen. Der bei der kleinen Stundenzahl stark belasteten VII. Classe empfahl
es sich die Lectüre einer Tragödie des Sophokles abzunehmen, die in der Regel
nicht geleistet oder nicht vollendet wurde, und dafür dem Hauptautor der Classe
(Demosthenes) und der Hauptlectüre des ganzen Obergymnasiums (Homer) Raum
zu gönnen. Von der Schullectüre aus Plato wurde der Dialog Phaedo ausgeschlossen,
dagegen einzelne kleinere Dialoge zugelassen; jener schien wegen der Schwierigkeit
der behandelten Frage ungeeignet, so sehr zu bedauern ist, dass damit auch die
ergreifende Erzählung der letzten Momente des Sokrates den Schülern entzogen
wird ; diese empfahlen sich durch Einfachheit und Übersichtlichkeit.
Das Deutsche in der V. Classe vermochte in der zu karg bemessenen Zeit
weder in den methodischen Betrieb der Lectüre einzuführen noch den Aufsatz aus¬
giebig zu pflegen. Die Zulegung einer Lehrstunde — nicht zur Erweiterung, sondern
zur durchgreifenden Bearbeitung des Classenpensums — war unentbehrlich und
konnte von der Geschichte genommen werden, welche ohne wesentliche Störung
lires Lehrganges in der folgenden Classe entschädigt wird.