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Hans Dragendorff:
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Die Barbotine-Ornamente sind liier bald von derselben Farbe,
wie das Gefäss, bald heben sie sich davon ab.
Bei der ersten Art wird das Ornament auf das geformte Ge¬
fäss gesetzt und dann erst dem Ganzen der Ueberzug gegeben. Bei¬
spiele finden sieb bei Gleuziou p. 241 Fig. 173, p. 242 Fig. 174.
Neben Blättern und Banken kommen Tliiere (Bebe, Hasen,
Hunde) und vereinzelt auch menschliche Figuren vor. Bisweilen ist
das Gefäss auch nur mit kleinen stachelartigen Warzen versehen, oder
es ist grober Quarzsand aufgestreut,, um dem Gefäss einen festeren
Halt in der Hand zu geben.
Bei der zweiten Gattung ist auf das fertig gefirnisste Gefäss
feiner weisser, bisweilen auch gelber Thonschlamm aufgetragen.
Hierher gehören vor allem die Trinkbecher mit Aufschriften, wie
sie sich am Niederrhein und auch in Frankreich so zahlreich
finden. Sie beginnen schon im II. Jahrhundert, wie ihr Vorkommen
auf der Saalburg lehrt und die Güte der Formen und des Firniss
bestätigen. Sie gehen dann das ganze III. Jahrhundert durch und
bis in’s IV. Ein Kriterium für das Alter der einzelnen Exemplare
ist die Art des Barbotine-Beliefs, das bei den älteren Stücken rein
weiss oder gelb ist und in dicken Fäden aufsitzt, während es später
oft nur wie eine dünne Farbe erscheint, die den schwarzen Grund
nur unvollständig deckt. Neben den Inschriften treten als nahezu
einziges Ornament Weinranken und Beeren auf, zuerst naturalistisch
dargestellt, später immer mehr stilisirt. Grosse Massen dieser Gefässe
haben sich in den neu entdeckten Trierer Töpfereien gefunden, die
dem II. und Anfang des III. Jahrhunderts angehören. Aus dem
II. Jahrhundert stammt wohl auch ein in Trion gefundenes Frag¬
ment im Musee Guimet, das auf schwarzem Firniss braunrothe
Barbotine-Bankcn zeigt. Die von Loeschcke aufgeworfene Frage,
ob zwischen diesen Vasen und den Ausläufern der griechischen
Vasenmalerei in Unteritalien, die eine einigermassen ähnliche Technik
zeigen, ein historischer Zusammenhang bestehe, hat S. Beinach
(Bronzes tigures du Musee de St. Germain p. 21) mit Beeilt verneint.
b) Glasirte Gefässe.
Dass auch die Börner schon eine Glasur nach Art unserer
heutigen gekannt haben (denn der Ueberzug der Sigillata-Gefässe