Full text: Der Marsch ins Chaos

Kommandorufe, das Pfeifen der Lokomotiven und 
das verzweifelte Schluchzen und Stöhnen und das 
wütende Heulen der vor dem Bahnhof sich stauen¬ 
den Angehörigen stürzen ineinander, steigen gemein¬ 
sam als chaotisches, erschütterndes Getöse zum Him¬ 
mel auf. 
II. 
Durch schmale, winkelige Gäßchen, in denen alte, 
behäbige Bürgerhäuser träumen, noch manches alte 
Handwerkszeichen und kunstvolle Schild den Vor¬ 
übergehenden freundlich grüßt, war Dorniger ge¬ 
schlendert. In diesen verlorenen Gassen gab es we¬ 
niger Offiziere, da mußte man nicht so oft salutieren. 
Und sie waren so anheimelnd, so vertraut, diese 
Gassein, in denen der Schritt Widerhall gab, weil 
sie so stillegefüllt waren — Wege einer den Sonntag¬ 
nachmittag verträumenden Stadt. — Nun durchwan¬ 
derte er den Stadtpark. 
Hier war es nicht mehr so still wie in der alten 
Stadt. Kinder lachten und schrien — sie tummelten 
sich auf den breiten Wegen, freuten sich der vielen 
schwarzbraunen Eichhörnchen, die von Baum zu 
Baum huschten, wie Schatten über die Wege glitten, 
verfolgt von glänzenden Kinderaugen. Alte Damen 
und Herren fütterten die Vögel, die sie schwirrend 
umdrängten. Auf den Bänken saßen Soldaten mit 
ihren Mädchen. Würdige Weißbärte erörterten, wie 
Dorniger aufgeschnappten Gesprächsbrocken ent¬ 
nahm, die Kriegslage. 
Rascher schritt Dorniger aus, den Weg zum 
Schloßberg hinan. Oben wimmelte es von Soldaten. 
Den ersten freien Sonntagnachmittag nützten hun-
	        
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