Full text: Der Marsch ins Chaos

„Wie schön müßt sich’s in Graz leben lassen, wenn 
kein Krieg war!“ 
„Wenn kein Krieg wär!“ 
* 
„Hob i kan Regenschirm mit, 
Dann scheint ganz g’wiß ka Sunn! 
Setz i in d’ Lotterie, 
Da kumman d’ Numm’ra g’fehlt — 
I hob holt gor ka Glück 
Auf dera Welt!“ 
Der Chorgesang der Soldaten widerhallte von den 
Wänden der „Schwechater Bierhalle“. Wer nicht 
grad sang, der soff, und war eine Strophe beendet, 
tranken auch die Sänger. Wenn das Trinken nichts 
kostete! Freundliche Bürger saßen in der großen 
Gaststube, stolz darauf, den tapferen Soldaten zah¬ 
len zu können. 
„Trinkt’s! Trinkt’s! Wer waß, wann ’s wieder so 
saufen könnt’s! Vur an so an Weg muaß ma si 
stärk’n! — Aber singa müaßt’s a. Dos is soviel 
scheen, wann die Soldaten singan!“ 
Und die Soldaten sangen und tranken, tranken und 
sangen — und fühlten ihre Bedeutung wachsen, wei¬ 
deten sich an der tragischen Größe ihres Schicksals 
— waren stolz darauf, nicht solche dicke Wasteln zu 
sein, wie die weinseligen und zahlungsfreudigen Bür¬ 
gersleute, die keine andere Kriegshilfe mehr leisten 
konnten als die, abmarschbereite Frontsoldaten zu 
bewirten. Und so stiegen die Wogen der Stimmung, 
schmolzen die Herzen vor Rührung und Stolz, je 
mehr die Bäuche sich füllten mit Wein und Bier. 
Dorniger, in dessen Kopf es rumorte und wirbelte, 
wollte sich immer wieder von Kirschenbauer los¬ 
reißen, der ihn mühsam zurückhielt. 
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