Zotiger wurden ihre Gesänge, derber ihre Scherze,
herausfordernder ihre Gebärden. Mit Faustschlägen,
die wuchtig auf die Tische niedersausten, und mit
taktmäßigen Schlägen der Bajonette begleiteten sie
ihre Lieder. Ein paar hatten sich taumelnd erhoben
und versuchten miteinander zu tanzen. Die Kellnerin
flüchtete. Kopfschüttelnd stand der Wirt in der Türe
und sah dem wüsten, wirbligen Treiben, dem hem¬
mungslosen Toben zu. Die Bürger bekamen Angst,
zahlten und verschwanden. Ein Rausch war etwas
ganz Schönes — aber die Soldaten trieben es doch
gar zu bunt. Da war es besser, nun, da man doch
schon genug hatte, heimzugehen und ins Bett zu
kriechen.
Aber der turbulente Ausbruch weinerzeugter und
angstgeborener Lust war nur Höhepunkt eines
Sturmes, dem rasches Abflauen folgte. Nach dem
Aufbruch der Bürger, standen auch einige Soldaten
auf, die nicht so besoffen waren wie die anderen,
und mahnten ans Heimgehen. Heimgehen! Das war
ein Heimgehen, um fortzugehen! Fast alle begriffen.
Die paar Übervollen wurden von den anderen mit
aufgerissen und hinausgezerrt ins Freie. Wer nicht
allein gehen konnte, wurde von den Kameraden
untergefaßt und mitgeschleift.
Dorniger, der nicht mehr fest auf den Beinen
war, klammerte sich an den fast nüchternen Kirschen¬
bauer. Und er schwatzte, glücklich lallend, auf den
Kameraden ein:
„So ein schöner Rausch! So ein schöner Rausch!
Ich hab doch manche gute Turnerkneipe mitgemacht
— aber so ein schöner Rausch — so ein schöner
Rausch ...!“
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