Kirschenbauer nahm die Kappe ab und ließ seine
Stirne von der kühlen Nachtluft erfrischen. Wie
gerne hätte er sich jetzt der Stille hingegeben! Aber
wenn schon Dorniger einmal aufhörte, seinen Rausch
zu preisen, dann hörte man einen andern singen,
immer dieselben Worte, immer die gleiche Melodie:
„Do geh’n ma holt zum Maschkeraball, zum Masch-
keraball!“ So kam Kirschenbauer zu keinem klaren
Denken, zerbrachen alle Versuche zu geordnetem
Überlegen an dem trunkenen Lärm der Kameraden,
und er war froh, als der Trupp endlich, nach stunden¬
langem Herumtorkeln, bei den Baracken ankam.
Lachend empfing sie die Lagerwache:
„Ui jö! Ös habt’s schwer g’laden! Ös seid’s von
der Marschkompagnie? Na, da seid’s froh, daß ’s
euch no amol habt’s ansaufen können! Schaut’s nur,
daß ’s eini kummts! Lang werd’ts eh nimmer schlafen
können!“
Kirschenbauer schleppte seinen Gefährten in die
Baracke und warf ihn auf den Strohsack. Jetzt aber
wurde dem Dorniger übel. Über schreckliches Kopf¬
weh begann er zu jammern. Die anderen, die schlafen
wollten, fluchten und schimpften, so daß Dorniger
nichts mehr zu sagen wagte. Wimmernd barg er
das Gesicht auf der Decke. Plötzlich stieg ein Würgen
in seinem Halse hoch — es war ihm, als drängten
alle Eingeweide sich im Körper nach oben — mit
letzter Anstrengung riß er den Strohsack beiseite —
und in gurgelndem Strome entleerte er seinen
Mageninhalt auf die Bretter ...
*
Der übliche Morgenruf des Korporals vom Tage
brachte heute die Soldaten nicht wie sonst auf die
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