Full text: Der Marsch ins Chaos

Beine. Und unterstrich er seine Worte durch Püffe 
und Stöße, so antwortete nur unwilliges Gebrumm. 
Packte er einen der Schnarcher und schüttelte ihn, 
so kräftig, wie er auf dem Kirchweihfest einen 
Nebenbuhler gebeutelt, so stöhnte der nur ein wenig 
auf und wälzte sich auf die andere Seite, ohne 
seinen Schlaf zu unterbrechen. Da wußte sich der 
Arme keinen anderen Rat, als den Feldwebel Klein¬ 
michel gehorsamst davon zu verständigen, daß die 
Leute nicht wachzukriegen, daß sie dalägen wie 
Baumklötze. 
Kleinmichel flog in die Baracke, Schaum vor dem 
Munde, den Kopf gerötet, zitternd vor Wut. In 
einer Stunde sollte die Mannschaft gestellt sein! 
Und noch waren die Schweine nicht auf! Das könnt’ 
ihnen so passen, die ganze Militärzeit und den ganzen 
Krieg auf den Strohsäcken zu verfaulenzen! Aber 
schon wurde der Einfall verjagt von boshafter 
Freude: Wartet nur, ihr Saukerle! Heut’ habt ihr 
das letztemal auf einem Strohsack geschlafen! Denen 
gönn’ ich’s, den Tachinierern, die einen noch am 
letzten Tag so ärgern! Aber mit jeder „Marsch“ hat 
man den gleichen Ärger. Gottseidank, ich hab schon 
manche Marschkompagnie zusammengestellt und 
abmarschieren gesehen — ich hab das Meine ge¬ 
leistet — aber die Saubeuteln werden immer dis¬ 
ziplinloser, immer widerborstiger. So was hätt’s 
während der aktiven Dienstzeit nicht gegeben — da 
hätt’ man die Leut’ einfach reihenweise angebunden! 
— Aber in einer Stund soll doch die „Marsch“ 
gestellt sein! Herrgottnocheinmal ... 
Seine Entrüstung hatte den Feldwebel nicht ge¬ 
hindert, gleich beim Eintritt in die Baracke nach 
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