Schon konnte man die Wache nicht mehr von ihren
Bezwingern unterscheiden. Zurück ergoß sich die
Menge in den Bahnhof, Zögernde, vielleicht noch
Widerstrebende mitreißend.
Dorniger lief außerhalb des Bahnhofes vorwärts
zum Bahndamm, drängte sich dort zum Zug. Offen
standen die Wagentüren — gesprengt waren die
Schlösser, zerschlagen die Türen. In den Türlöchern
standen lachende, freudebrüllende Soldaten, warfen
Beutestücke den Untenstehenden zu. Kisten, Säcke,
Ballen. Mehlsäcke platzten, Mehl stäubte. Spielend
fuhren schmutzige Hände in das schimmernde Mehl,
schleuderten Fäuste voll in lachende Gesichter. Kisten
wurden fortgeschleppt. Ketten bildeten sich. Von
Hand zu Hand geworfen wurde die Beute. Uner¬
schöpflich dünkten den Plündernden die Vorräte.
Kauend standen sie, Flaschen schwenkten sie. Reger
Tauschverkehr entwickelte sich. Wurst gegen Schoko¬
lade. Brot gegen Käse. Konserven gegen Wein. Ruck¬
säcke wurden gefüllt. Schwerbeladene Soldaten
schwankten davon. Jauchzende Männer streuten Zi¬
garettengarben auf die rasch ihre Taschen füllenden
Kameraden, griffen in gesprengte Kisten, warfen
wieder Zigaretten in die Menge. Lachend, kichernd,
hüpfend wie spielende Kinder, haschten die Plün¬
derer nach den durch die Luft segelnden weißen
Röllchen, warfen sie wieder hoch.
Fassungslos standen die Offiziere, wagten kein
Wort des Widerspruches. Einer getraute sich näher
zögernd sprach er einen Soldaten an, der eben
den übervollen Rucksack zuschnürte:
„Wollt ihr uns denn alles wegnehmen?“
jäh richtete sich der Angesprochene auf:
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