Full text: Ausgrabungen in Carnuntum

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Form auch hier zur Annahme eines Straßendenkmales Anlass gab. 
Das Vorhandensein der Basis in der Mitte spricht aber deutlich gegen 
die Anlage einer Straßenkreuzung, um so mehr, da der völlige Mangel 
an Straßenpflaster und der überall gleichmäßig ausgebildete Kiesel 
boden als überzeugende Gegengründe hinzutreten. 
Im Principe ist diese oberirdische Bestattungsart dieselbe wie 
bei den alten Thurm- und Sarcophaggräbern, jedoch der colossalen 
Ausbildung des Denkmales entsprechend hier in einer wundervollen 
und imposanten Weise ganz vortrefflich gelöst. 
Für die Zeit der Erbauung müssen wir uns in erster Linie auf 
einige in das Denkmal verbaute Reste stützen. Es sind Inschriften 
und Werk- und Ornamentstücke, die am nordwest- und südwestlichen 
Pfeiler zur baulichen Verwendung gekommen sind. Am ersteren ist 
das Profilstück d in der 3. Schicht unterhalb des Kämpfers an der 
südlichen Seite desselben (Pfeiler II des Schnittes durch den Bogen 
sowie Detailaufnahme Fig. V), ferner an der Nordseite desselben 
Pfeilers ein Ornamentstück in byzantinischem Charakter, leider uner 
reichbar hoch, eingemauert. Am südwestlichen Pfeiler befindet sich 
an der Ostseite in der ersten Schicht unterhalb des Kämpfers ein der 
Diana Augusta geweihter Altar (e=C. I. L. III 4393, vgl. S p. 1771), 
der, wie der von den Legionen geführte Beiname Antoniniana beweist, 
unter Caracalla (211—217) errichtet war. Ferner ist an der unteren 
Lagerfläche der von oben gezählt dritten Schicht in dem anhaftenden 
Mörtelbette eine Inschrift abgeklatscht (f=C. III S p. 1771 n. 11086). 
An der nördlichen Seite des südlichen Pfeilers findet sich außerdem 
wenig über dem jetzigen Terrain ein roh bearbeitetes Ornamentstück 
vor, das aus sich schneidenden Kreisen besteht und nach seiner ganzen 
Ausführung kein sicheres Zeitkriterium gewährt. Das charakteristische 
Profil des Werkstückes d besitzt eine unverkennbare Ähnlichkeit mit 
Denkmälern Central-Syriens, die den ersten Jahrhunderten unserer 
Zeitrechnung angehören. Diese Ähnlichkeit dürfte so zu erklären sein, 
dass nach Carnuntum versetzte syrische Legionssoldaten als Steinmetzen 
Verwendung fanden und ihre Kunst ausübten, so gut sie dieselbe 
ihren ausgezeichneten Lehrmeistern im Orient abgelernt hatten. Be 
durfte man ja in der entlegenen Grenzprovinz zwar der Festungs 
werke und anderer Nutzbauten, aber keiner besseren Denkmäler, für die 
es sich gelohnt hätte, technisch höherstehende Kräfte eigens zu 
berufen. Erschwert wird eine Zeitbestimmung auch dadurch, dass die 
unweit vom Heidenthor befindlichen, sicher viel späteren Denkmäler 
analoge Ausbildungsformen aufweisen, sodass man dasselbe nach diesen 
Formen in eine viel spätere Zeit zu setzen geneigt sein könnte, hätte 
man nicht so deutliche Wahrzeichen der römischen Herkunft vor sich.
	        
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