uns Entnommene sein Eigentum. Aber wir müssen eigent
lich Herrn Enderlin dankbar für sein Plagiat sein, denn es
beweist, dass unsere Schrift von 1885 bahnbrechend gewirkt
und neues pädagogisches Land erobert hat
Nicht Eitelkeit ist es, die uns bewog, diese Tatsachen
festzustellen, sondern der wohlerworbene gute Rechtsanspruch
auf das Erstgeburtsrecht einer grossen sozialpädagogischen
Idee und der Rechtsanspruch auf unser geistiges Eigentum.
Wir haben für die verachtete Handarbeit als unübertreffliches
Erziehungsmittel, als beste Lnterrichtsmethode und als sozial-
pädagogische Notwendigkeit lang und viel gestritten und ge
litten und wollen uns heute, wo die Verachtete zu Ehren
kommt, nicht die Vaterschaft rauben lassen. Keine Reform
bricht sich ohne Leid und Streit Bahn; wird sie aber endlich
als notwendig und heilbringend erkannt, so gebührt die Ehre
ihren wundenreichen Vorkämpfern.
2. Eigenes von Kerschensteiner und doch Altes.
Der amerikanische Philosoph Emerson hat eine prächtige
Abhandlung über geistige Gesetze geschrieben, worin er
ausfuhrt, dass kein Mensch dauernd und tief durch Titel,
Ämter und Verstellung wirken kann, sondern nur durch
sein natürliches Wesen, sein gutes Herz und seinen eigenen
Geist. Er schreibt darin:
«Wir lesen angekündigt, dass Herr Grand und Herr Hand
Reden vor den Polytechnikern halten wollen; wir gehen aber
nicht hin, weil wir wissen, dass diese Herren sich nicht aus
ihrem eigenen Wesen und ihrer Erfahrung heraus mitteilen
werdens
Wir aber gingen zu Herrn Kerschensteiner, weil wir
wussten, dass er aus seinem eigenen Wesen und seinen Er
fahrungen heraus sprechen werde. Wir hatten Herrn Kerschen
steiner 1904 in der «Pädagogischen Reform $, einer Zeitschrift
für Reform - Pädagogik in Hamburg, kennen und schätzen