von 1898 völlig übereinstimmen. Die letztgenannte Schrift
Seidels von 1901 enthält nämlich einen Vortrag, der 1898
auf Einladung des Organisationskomitees für den 12. schwei
zerischen Lehrerbildungskurs für Handarbeit in Zürich über
die erzieherische Bedeutung der Handarbeit gehalten wurde,
und der bei der Hörerschaft aus allen Ständen einen seltenen
begeisterten Beifall fand.
Als wir in der Peterskirche unsere Hauptgedanken von
Kerschensteiner aussprechen hörten, waren wir freudig erregt
und zollten seinen Worten oft herzlichen Beifall. Wir wieder
holen diesen herzlichen Beifall und fügen ihm den besten
Dank bei. Aber weder Dank noch Beifall entbinden uns
von der übernommenen Pflicht, unsere Meinung über das
zu sagen, was unserer Einsicht und Vernunft als Irrtum und
Mangel an Kerschensteiners Vortrag erscheint.
Erwarte jedoch niemand, dass wir Kritik an Kleinig
keiten des Vortrages üben werden, wie zum Beispiel an dem
sprachlichen Ausdruck, an dem Stil und Plan. Nein! wir
werden uns nur mit den grossen Grundfragen des wichtigen
Themas beschäftigen.
Ehe wir aber die Mängel und Irrtümer an Kerschen
steiners Vortrag aufzeigen, wollen wir das Gute und Grosse
daran hervorheben.
3. Selbstgefühlt, selbstgedacht und selbst-
erfahren.
Kerschensteiners Vortrag wirkte und musste wirken, denn
er hatte grosse Vorzüge. Er hatte ein hohes weites Ziel, er
kam aus warmem Herzen, und er war der Ausdruck eines
originalen Geistes.
Herr Kerschensteiner kramte nicht aus, was er in Büchern
zusammengelesen hatte; er spreizte sich nicht mit toter Ge
lehrsamkeit, sondern er sagte, was er selbst gefühlt, selbst
Seidel, Schule der Zukunft.
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