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gedacht, selbst erfahren und selbst getan hatte, und er
übte scharfe Kritik an der Lern- und Wissensschule.
Er sprach von sich und seinen Taten. Mit vollem Recht,
denn es liegt Wahrheit in Goethes Wort:
Nur die Lumpe sind bescheiden,
Männer freuen sich der Tat.
Der Demagog gebärdet sich auffällig bescheiden; der
Tüchtige ist bescheiden, aber er scheut sich nicht, von
seinen Gefühlen, Gedanken und Taten zu reden.
So wie Kerschensteiner sprach, so spricht eine Persön
lichkeit, so spricht ein Mann mit eigener Gedankenwelt.
Was ein solcher Mann spricht, das fesselt, das regt an, das
belebt und wirkt.
Herr Kerschensteiner hat die Haupteigenschaften eines
Pädagogen: Liebe zu den Kindern, Liebe zum Volke und
jene hohe Moral des Dienens und des Lebens für andere.
Diese Eigenschaften des Herzens haben seinen|Kopf erleuchtet,
und so hat er wichtige Wahrheiten selbst gefunden. Seine
Gefühls- und Denkweise ist altruistisch, was gleichbedeutend
ist mit sozialistisch. Wir drücken ihm für diese gute Ge
sinnung warm die Hand und wünschen ihm noch lange
Licht und Kraft zum Wirken für die Zukunftsschule, für die
Arbeitsschule.
4. Das grösste Problem. Buch und Arbeit.
Begabung und Psychologie.
Der griechische Philosoph Plato hat es zuerst ausge
sprochen, und der Franzose Rollin und der Deutsche Kant
haben es wiederholt, dass die Erziehung das grösste Problem
ist und das schwerste, was dem Menschen aufgegeben werden
kann.
Wer nun die Erziehung reformieren, wer die Schulen
umgestalten will, der muss auch sagen, welchen Zweck die
Erziehung haben soll.