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So sehen wir denn, dass die Begründung für eine so
grundstürzende Reform, wie die Umwälzung der Lernschule
zur Arbeitsschule darstellt, keine leichte, sondern eine recht
schwierige Aufgabe ist. Um sie zu lösen, muss man nicht
nur die Pädagogik, sondern man muss auch die sozialen
und politischen Wissenschaften gründlich kennen, und man
muss über der Pädagogik seiner Zeit stehen. Man muss
erkannt haben, dass das Unterrichts- und Erziehungswesen
eine Lebensäusserung der jeweils herrschenden Gesellschafts-
und Staatsform ist. Vor allem muss man für die Zukunfts
schule einen neuen weiteren und höheren Erziehungszweck
aufstellen, als für die Gegenwartschule aufgestellt worden
ist. Wir haben das getan und haben den Erziehungszweck
wie folgt formuliert:
Der Zweck der Erziehung ist die harmonische Bildung
des Menschen nach seiner fünffachen Natur, nach seinem
körperlich - sinnlichen, seinem sozial - politischen, seinem
technisch - künstlerischen, seinem geistig - denkenden und
seinem mitfühlend-sittlichen, wollenden und handelnden
Wesen.
Der Mensch ist ein körperliches, ein geistiges, ein ge
selliges , ein ästhetisches und ein sittliches Wesen, und alle
fünf Seiten seines Wesens müssen zu seinem Glücke und
zum Wohle der Gesellschaft entwickelt werden.
Unser Erziehungszweck wird dem Individuum und der
Gesellschaft gerecht; er ist individualistisch und sozialistisch;
er vermeidet die Irrtümer und Übertreibungen der Indi
vidualpädagogen wie der Sozialpädagogen. Der Mensch
darf nicht nur für sich, oder nur für den Staat erzogen
werden, sondern er muss für sich und für den Staat ge
bildet werden. Zu dieser harmonischen Entwicklung seines
ganzen Wesens ist aber die pädagogische Handarbeit nicht
nur höchst nützlich, sondern ganz unentbehrlich. Die päda
gogische Handarbeit ist das beste Bildungs- und Erziehungs
mittel.