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und der Sklaverei; sie schufen Herrscherbildungsanstalten.
In diesen Schulen wurden Religion und Wissenschaft, Krieg
und Politik gelehrt, das heisst, es wurden die Herrschafts
mittel gelehrt. Das Volk, die grosse Masse, war durch lange,
schwere Arbeit, durch Sitte und Gesetz von Wissenschaft
und Bildung ausgeschlossen. Wissenschaft und Bildung
waren ein Monopol der Herrschenden; sie waren Herr
schaftsmittel.
Wie im Altertum, so blieb auch im Mittelalter und in
der Neuzeit die Arbeit verachtet, sie blieb Sache des un
freien Volkes, denn die Adeligen und Geistlichen verrich
teten keine Handarbeit. Das Mittelalter und die Neuzeit
kennen im wesentlichen nur Ständebildung, Bildung von Geist
lichen und Adeligen als Herrscher, aber keine Volksbildung.
Leibeigenschaft und Hörigkeit bestanden im grössten feile
Europas bis zur französischen Revolution, und deshalb führte
die Volksschule bis in sig. Jahrhundert hinein ein jämmer
liches Dasein.
Die feudale Gesellschaft und der absolute Staat hatten
weder Geld für die Volksschule, noch ein Interesse für die
Volksbildung. Sie hatten vielmehr ein lebendiges Interesse
an der Volksverdummung.
Pestalozzi erzählt, dass der bernische Landvogt Gruner
von Aubonne kurz vor dem Ausbruch der schweizerischen
Revolution auf dem Gurnigel gesagt habe: An all den Un
ordnungen seien die Philosophen (Aufklärer) und das Schrei
ben und Rechnen schuld. Sein Vater sei ein anderer Mann
als die Aufklärer gewesen. Er habe dem Schulmeister seines
Ortes acht Mütt Kernen gegeben, damit er die Bauern
kinder nicht schreiben und rechnen lehre. Frau Salchi sagte
ihm, sie hätte an seiner Stelle noch mehr getan, nämlich
die acht Mutt Kernen noch um acht vermehrt, damit er
die Bauernkinder auch nicht lesen lehre f
l) i Mütt Brotgetreide waren 138^2 Liter. 8 Mütt reichten also aus >
um eine ganze Lehrerfamilie ein Jahr mit Brot zu versorgen.