Arbeiten aber von allen Seiten. Beim Arbeiten muss weit
aufmerksamer und vielseitiger gesehen, geschätzt und ge
messen werden, als beim Zeichnen. Ausserdem muss beim
Arbeiten gefühlt und gehört, nicht selten sogar gerochen
und geschmeckt werden. Das Kind lernt beim Arbeiten
schneiden und falten, kleben und streichen, stossen und
drücken, ziehen und heben, drehen und wenden, senken
und stützen; das Kind lernt Hände und Arme, Füsse und
Beine, Kopf und Rumpf zweckmässig bewegen, lenken und
leiten. Dadurch werden die Nerven geübt und die Nerven
bahnen gebaut, und dadurch werden die Muskeln, Bänder
und Gelenke geübt und gestärkt und zu nützlicher, guter
Tätigkeit gebildet.
Diese Lenkung und Leitung der Leibesorgane zu nütz
licher, bewusster Tätigkeit ist das ABC aller Arbeit und
Kunst. Aber es ist noch mehr als das; es ist eine Nerven-
und Muskelgymnastik edelster Art; es ist eine reiche Quelle
originaler Erkenntnis und Geistesentwickelung, und es ist
ein Glück für die Kinder und ein Segen für die Gemeinschaft.
O, warum lassen wir unsern Kindern nicht das Glück
zuteil werden, dieses ABC der Kunst zu üben? Und
warum entziehen wir unserm Volkstum den reichen Segen
dieser Kunstübung ? Wir sind Toren!
Wir schreien nach Kunst, nach Heimkunst und Volks
kunst, aber wir lassen unsere Knaben keine Handarbeit
tun, wir lassen sie nur passiv lernen durch — — An
schauung. Welch armseliges Lernen ? Was kommt dabei
heraus? Unter hundert Menschen, welche die Kunst durch
blosse Anschauung kennen lernten, sind 99 Kunstschwätzer.
Kunst ist nicht Wissen; Kunst ist Können. Können wird
jedoch nicht durch Anschauung, Können wird nur durch
Arbeiten erlernt. Die beste Bildung zum Können ist der
pädagogische Arbeitsunterricht, bei dem ganze Dinge, ein
fache kleine Kunstwerke hergestellt werden. Bei dieser
Herstellung von Mappen und Wandkörbchen aus Karton,