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g. Arbeit, Technik und Erfindungen.
Das Zeitalter der Erfindungen und Entdeckungen, wie
man die Zeit um die Wende des 15. Jahrhunderts nennt,
ist arm an Erfindungen und Entdeckungen, wenn man es
mit unserem Zeitalter vergleicht, das ungeheuer reich an
solchen ist, und das die grossartigsten Wunder der Technik
aufweist.
Die Technik ist eine gewaltige Kulturmacht, denn durch
sie wird die Entwicklung der Gesellschaft in erster Linie
bestimmt. Man denke nur einen Augenblick darüber nach,
wie Dampfschiffe, Eisenbahnen und elektrische Bahnen, wie
Telegraph und Telephon, wie Spinn- und Webmaschinen,
wie Druckerpressen und Setzmaschinen, wie Säe-, Ernte- und
Dreschmaschinen den Verkehr, die Industrie und die Land
wirtschaft revolutioniert, wie sie Volkswirtschaft und Gesell
schaft umgewälzt, und wie sie das ganze gesellige und
private Leben umgestaltet haben.
Bei diesem kurzen Nachdenken wird jedem die hohe
Wichtigkeit der Technik als Kulturmacht klar werden.
Aber die Technik ist nicht nur eine Grundkraft der
sozialen Entwicklung, sondern auch des wissenschaftlichen
Fortschrittes. Ohne Technik keine Wissenschaft. Ohne
Fernrohr keine Astronomie, ohne Mikroskop keine Ana
tomie und Physiologie und ohne feine Wagen und Mess
instrumente keine Chemie und Physik. Die Technik muss
den exakten Wissenschaften vorangehen und ist ihnen vor
angegangen. Lange hat die Menschheit gefischt und ge
rudert, lange das Vieh gezähmt und gezüchtet, lange den
Acker bestellt und Brot gebacken, lange Wolle gesponnen
und Kleider gemacht, lange Häuser gebaut und Metalle
bearbeitet, ehe sie dazu kam, Theorien darüber aufzustellen
und Wissenschaften zu entwickeln.
Arbeit und Technik sind das Primäre und. Ursprüng
liche, Theorie tind Wissenschaft das Sekundäre und Abge-