50
Freilich auch er hat nicht von der Zukunftsgesellschaft,
sondern nur von einem neuen Schulgesetz gesprochen. Aber
kann ein Gesetz die sozialen und politischen Vorbeding
ungen zur Zukunftsschule schaffen? Nach Montesquieus
^Geist der Gesetze» sind die Gesetze der Ausdruck der
notwendigen Beziehungen, die aus der Natur der Dinge
fliessen. Helvetius und Destutt de Tracy bestreiten diese
Ansicht zwar, aber sie ist doch richtig, wenn wir unter der
Natur der Dinge die Natur der sozialen Gruppen und
Klassen verstehen. Die Gesetze sind nichts anderes als
der Ausdruck der notwendigen Beziehungen der sozialen
Zustände, und ein Schulgesetz kann die sozialen Zustände
nicht ändern, es kann die alte Familie nicht wieder her
stellen, es kann die Mütter nicht aus der Fabrik nehmen,
es kann die Wohnungszustände nicht bessern, es kann die
Gegensätze von Arm und Reich nicht ausgleichen, es kann
die gesellschaftlichen und staatlichen Grundlagen des Er
ziehungswesens nicht ändern oder neue schaffen.
Ein Schulgesetz kann deshalb auch die Zukunftsschule
nicht bringen.
Wer wird die Zukunftsschule bringen? Wodurch wird
sie kommen?
Wir haben es bereits gesagt. Die soziale Entwick
lung macht sie notwendig, und die soziale Entwicklung
hat ihre Anfänge gebracht; denn die soziale Welt wirkt
auf viele Menschen, ohne dass sie sich dessen bewusst
werden.
Die soziale Entwicklung steht aber nicht still, sie geht
weiter. Die bürgerliche Gesellschaft entwickelt sich zur
sozialistischen Gesellschaft; die Gesellschaft mit vorherr
schendem Privatbetrieb entwickelt sich zur Gesellschaft mit
vorherrschendem Gemeinbetrieb durch Genossenschaften,
Gemeinden und Staat. Die Entwicklung der Aktiengesell
schaften, der Genossenschaften, des Gemeindebetriebes und
Staatsbetriebes in den letzten Jahrzehnten ist ein schlagen-