Full text: Gottes Reich ist in Euch , oder das Christentum nicht als eine mystische Lehre, sondern als neue Lebensanschauung

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Gewaltthat, sondern durch den Nicht-Widerstand, durch die Re¬ 
signation, die Demut und die Liebe, kann sich in der Welt nur 
ausbreiten durch das Beispiel der Eintracht und des Friedens 
bei ihren Anhängern. 
„Der Christ kann nach der Lehre Gottes in seinen Be¬ 
ziehungen zum Nächsten nur durch die Liebe geleitet werden. 
Deshalb kann es keinerlei Autorität geben, welche ihn nötigen 
könnte, im Widerspruch mit der Lehre Gottes und dem Geist des 
Christentums zu handeln. 
„Die Regel des Staatswohles" sagen sie, „kann nur diejenigen 
nötigen, das Gesetz Gottes zu verraten, welche materieller Interessen 
wegen das Unversöhnliche zu versöhnen suchen; für den Christen aber, 
welcher fest daran glaubt, daß das Wohl in der Lehre Christi 
liegt, kann diese Notwendigkeit keine Bedeutung haben." 
Die Geschichte der Quäker und das Studium ihrer Werke, 
die Werke von Fox, von Penn und besonders die Bücher Dymonds 
(1827) haben mir bewiesen, daß die, Unmöglichkeit, das Christen¬ 
tum mit dem Krieg und der Gewaltthat zu versöhnen, nicht nur 
seit lange anerkannt, sondern auch so unstreitig bewiesen worden 
ist, daß man diese unmögliche Vereinigung der Lehre Christi mit 
der Gewalt nicht begreifen kann, welche von den Kirchen gepredigt 
wurde und noch immer gepredigt wird. 
Außer den Mitteilungen, welche ich von den Quäkern erhielt, 
habe ich um dieselbe Zeit aus Amerika und über denselben 
Gegenstand Angaben aus einer Quelle erhalten, die mir gänzlich 
unbekannt war. Der Sohn von William Lloyd Harrison, dem 
berühmten Verteidiger der Neger, hat mir geschrieben, daß er 
in meinem Buch die Ideen wieder gefunden habe, welche sein 
Vater im Jahre 1818 ausgesprochen habe und in der Meinung, 
daß es mir interessant sein werde, dieses zu konstatieren, hat er 
mir den Text eines Manifests oder einer Erklärung unter dem 
Titel „Nicht-Widexstand" übersandt, welches sein Vater vor mehr 
als fünfzrgJahren geschrieben hatte. 
Diese Erklärung wurde unter folgenden Umständen erlaßen: 
Als William Lloyd Harrison im Jahre 1838 in Amerika in der 
Gesellschaft der Friedensfreunde die Mittel, dem Krieg ein Ende 
zu machen, besprach, kam er zu dem Schluß, daß der allgemeine 
Frieden nur auf die öffentliche Anerkennung des Gebotes, daß 
man dem Übel keine Gewalt entgegensetzen solle, (Matth. 5, 39), 
sich gründen könne, mit allen Konsequenzen, wie die Quäker dieses 
Gebot ausüben, mit welchem Harrison in freundschaftlichen Be¬ 
ziehungen stand. Bei diesem Schluß angekommen, hat er der 
Gesellschaft folgende Erklärung vorgeschlagen, welche im Jahre 1838 
von mehreren Mitgliedern unterzeichnet wurde.
	        
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