Vorwort des Übersetzers
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dem vorliegenden Werk spricht der Verfasser mit
noch größerer Kraft und Entschiedenheit, als in seinen früheren
Schriften, seine Ansichten über Religion und Christentum
aus, sowie über die Gestaltung, welche der Christ seinem
Leben geben soll, und tritt dem „offiziellen Christentum"
scharf entgegen, besonders dem der russischen, „rechtgläubigen
Kirche".
Nach Tolstoi fordert das wahre Christentum vor Allem
die Befolgung des Gebots, niemals der Gewalt Widerstand
zu leisten durch die Gewalt, — wie es Christus in der
Bergpredigt ausgesprochen hat. Gewalt ist nicht nur der
thätliche Angriff eines Einzelnen, sondern jeder Zwang, jede
Gewaltthat und vor Allem die Staatsgewalt. Daraus zieht
Tolstoi die Konsequenzen mit großer Schärfe. Heere, Polizei,
Gerichte, Gefängnisse sind vom Übel, Regierungen, Beamte,
Herrscher, Kaiser, Könige stehen zur Menschheit nur in dem
Verhältnis von Unterdrückern zu Unterdrückten. Das alles
wird einst verschwinden durch das wahre Christentum, welches
den Nicht-Widerstand gegen das Böse durch Gewalt in sich
schließt.
Um zu zeigen, wie dieses wahre Christentum seine Ver¬
wirklichung im Leben finden wird, beschreibt uns Tolstoi