Einleitung.
Suhrawardi1) ist eine Yisionär veranlagte Natur. Er be¬
richtet (S. 381) von sich selbst, dafs er die Welt der reinen
Geister erschaut habe. Die nüchterne aristotelische Philosophie
befriedigte mit ihrer streng logischen Geistesdisziplin die
zügellose Phantasie Suhrawardis auf die Dauer nicht. Anfangs
war er ein begeisterter Anhänger des Aristoteles. Durch Welt¬
anschauungskämpfe getrieben zog er sich in die Einsamkeit
zurück und lebte dort der Betrachtung und Askese, bis ihm
Gott durch eine Vision (S. 371) die „Welt der reinen Lichter“
*) Über Suhrawardi vgl. Brockelm. 1 436—38 und Carra de Vaux:
La Philosophie illuminative d’apres Suhrawardi maqtonl: Journal asiatiqne
1902, S. 63—94 (Neuvieme Serie, Tome XIX). Wie diese Philosophie zu
charakterisieren ist, haben Kremer (Gesch. d. herrsch. Id. des Islam,
S. 89—97) und C. d. V. bereits deutlich erkannt. Die folgende Studie will
nur eine detaillierte Austiihrung und Bestätigung jener Feststellungen durch
Herbeischaffang eines gröfseren Materiales sein. Das Wort tälah, S. 68
und 72 in dem Aufsätze von C. d. V. ist taalluh d. h. Theologie zu lesen.
Die mir vorliegende Ausgabe ist eine Lithographie aus Teheran, die
1313—16, 1895—98 von Heräti (Asadallah bn Muhammad Hasan al Iasdi
almaschhür biheräti) mit Unterstützung von Tabätabä'i (Ibrahim) gedruckt
"Wurde. Die im Texte eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die Seiten
dieser Ausgabe. — Ferner vgl. Archiv f. Gesch. d. Phil. XIX 445. XXII
419. 420. Horten: Gottesbeweise bei Schiräzi; Bonn 1912, S. 3. 9. 15. 16.
18. 19. 23. 27. 36. 44. 45. 54. 62.79.94.98. Derselbe: Eingsteine Faräbis;
Münster 1906, S. 6. 7. 18. 188. 403. Derselbe: Die Metaphysik Avicennas;
Halle 1907, S. 722. 771. Derselbe: Die philosophischen Probleme der
spekulativen Theologie im Islam; Bonn 1910. Suhrawardi lehrte: In der
quantitativen Analyse des Körpers gelangt man zu kleinsten, unteilbaren
Gröfsen, den Atomen. Eine unendliche Teilung des Körpers ist nur in
unserem Denken möglich. In der Wirklichkeit ist sie unmöglich.