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offeubarte. Mit der Philosophie Avicennas hat er lange ge¬
rangen. Er bewundert den Meister aufrichtig und schliefst
sich ihm an, wo immer es seine platonische Denkweise zuläfst.
Er tadelt an ihm und Aristoteles nur, dafs sie die Ideenlehre
nicht angenommen haben.
Uber seine eigene schriftstellerische Tätigkeit berichtet
Suhrawardi in der Einleitung (S. 15) wie folgt: „Vor diesem
Werke der Philosophie der Erleuchtung und während ich das¬
selbe verfafste, habe ich für Euch, meine Freunde, andere Bücher
unter dem Drucke der Verhältnisse geschrieben und zwar nach
der Methode der Peripatetiker. Deren Prinzipien habe ich
in denselben auseinandergesetzt. Zu der Gruppe dieser peri¬
patetischen Schriften gehören die „Erklärungen“ (talwihät
allauldja walarschija, „die der Schicksalstafel und dem Throne
Gottes entstammen“). Dieselben enthalten viele Prinzipien.
Die Grundsätze habe ich in ihnen knapp dargelegt. Abgesehen
von dieser Schrift (dünahu) verfafste ich „Den Einblick“,1)
ferner andere Bücher wie Disputationen (almiikäwamät) und
Unterhaltungen (almutärahät; beide sind vielleicht identisch
mit den geheimnisvollen Mitteilungen, almunägät; Br. I 438,
Nr. 9). Andere verfafste ich in meinem Jünglingsalter, z. B.
die Tafeln (Br. Nr. 6) und die Tempel des Lichtes (Br. Nr. 5),
J) Schiräzi fügt in seinem Kommentare hinzu: „In anderen Hand¬
schriften lautet dieser Titel: „Die Einblicke“ (allumahät). Dadurch ist
zugleich ersichtlich, dafs Suhrawardi die „Erklärungen“ und „Einblicke“
früher als die „Philosophie der Erleuchtung zu schreiben begann (als er
nnter dem Drucke äufserer Yerhältnisse stand — muäwakat alkawäti —
vielleicht seiner Stellung als Lehrer, die von ihm aristotelische Thesen
verlangte). Bevor er jene beiden Werke aber vollendete, begann er
(nachdem er sich von der „Welt“ zurückgezogen, vielleicht den Druck
jener Verhältnisse abgestreift und sich der Askese hingegeben hatte) die
„Philosophie der Erleuchtung“. Darauf vollendete er jene beiden früheren
Werke schleunigst, da ihn sonst Überdrufs (am Systeme des Aristoteles)
und Reisen an dem Abschlüsse dieser Arbeit gehindert hätten, während
er bereits mit der Philosophie der Erleuchtung beschäftigt war“. Ferner
nennt Schiräzi noch: „Das Wort: tasauwuf“ (Mystiker werden), als eine
Abhandlung Suhrawardis (15,6; vielleicht verschieden von den bei Brockel¬
mann genannten Nr. 7 und 8 — 1 438). „Die Methode seiner späteren
Lebensperiode ist eine andere als die seiner früheren (der aristotelischen);
denn jene stützt sich auf das mystische Erschauen, diese auf die Argu¬
mentation der peripatetischen Forschungsweise.“