IX
Die Glossen (talikat) stammen von Schiräzi1) (1640f
Sadraddin; vgl. Archiv f. Gesell, d. Philos. 1909, S. 397 ff.).
Er stimmt in den mystischen Lehren mit Suhrawardi überein
und kritisiert diesen nur, um Aristoteles gegen Angriffe jenes
zu verteidigen. Yon Suhrawardi liefs sich Schirazi zu seiner
Lehre von den Entwicklungsstufen des Seins und der nur
graduellen Verschiedenheit desselben (304) anregen. Seine
Glossen besitzen also eine philosophiegeschichtliche Bedeutung.
Er verfafste dieselben jedoch später als seine Enzyklopädie:
„Die vier Reisen“, was daraus hervorgeht, dafs er dieses Werk
in seinen Glossen (309) zitiert. Suhrawardi hatte ihn in seiner
Jugend vollständig gefangen genommen und die Richtung
seines Denkens bestimmt. Nachdem der Schüler sodann im
reiferen Alter zu eigenen philosophischen Ansichten durch¬
gedrungen war, konnte er der Versuchung nicht widerstehen,
von seinem eigenen Standpunkte aus die Philosophie seines
Lehrers zu glossieren und zu ergänzen. Diese Glossen sind
daher eine spätere Schrift Schiräzis, auch später als sein
Werk: „Das erste Prinzip und die Rückkehr“ (almabda’ wal
maäd) das z. B. 359 zitiert wird und die übrigen — im ganzen
sieben — Schriften, die in diesen „Anmerkungen“ vorausgesetzt
werden (vgl. das Verzeichnis der zitierten Literatur).
Im einzelnen sei noch Folgendes bemerkt. Wird der Name
Razi ohne weitere Hinzufügung genannt, dann ist der 1209
gestorbene2) (Fahraddin) gemeint. Das Verzeichnis der zitierten
Literatur gibt einen Überblick über die für Suhrawardi und
seine Interpreten wichtigen Philosophen und Werke. Aus der
Art und Weise und der Häufigkeit, mit der ein Werk zitiert
wird, mag man seine Einschätzung bei den betreffenden Autor
entnehmen. Die aufgezählten Werke sind durchweg kaum
genauer bekannt geworden, einige sogar dem Titel nach
9 Schirazi betrachtet die Theologie des Aristoteles als ein autentisches
Werk des Meisters. Er kennt jedoch anch den Widerspruch, der sich
zwischen dieser Theologie und den übrigen Schriften des Aristoteles be¬
merkbar macht (372 oben).
2) Es besteht vereinzelt der Brauch, das Todesjahr von Nichtchristen
mit einem * (Sternchen) zn kennzeichnen. Im ersten Druckbogen sind
diese Zeichen stehen geblieben. In den folgenden wurden sie durch das
deutlichere + (Kreuzchen) ersetzt.