Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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erledigen: 1. das Ziel dieses Werkes, 2. sein Nutzen und das 
Vermeiden von Nachteilen, 3. der Titel, 4. der Verfasser, 5. die 
generische Bestimmung der Wissenschaft, 6. ihre Rangordnung, 
7. Einteilung und 8. die Arten des Lehrens dieser Weisheit. 
Nach dem Ausspruche des Sokrates (13) kann die göttliche 
Wissenschaft nur derjenige erlangen, der begabt und geduldig 
ausharrend ist. Was ich (Suhrawardi) in meinen einsamen 
Stunden erkannt habe, als ich mich von den körperlichen 
Dingen ah wandte, den rein geistigen, lichtartigen Dingen zn- 
wandte und mit der göttlichen Welt und einigen Geistern des 
Himmelreiches in Verbindung trat, will ich nun berichten. In 
dem mystischen Erschauen (16) erfafste ich zuerst eine be¬ 
stimmte Wahrheit und suchte sie dann durch Argumente zu 
beweisen, während die Peripatetiker die umgekehrte Methode 
befolgen, indem sie sich durch die Beweise führen lassen, ohne 
das Ziel (die resultierende Wahrheit) im voraus zu wissen. 
Unser Meister ist Plato, besonders in seinen Werken Timäus 
und Phädon (Fädun), während der Leitstern der empirisch 
Forschenden Aristoteles bleibt (17). Wir befinden uns aber in 
Übereinstimmung mit dem Vater der weltlichen Gelehrten, 
Hermes aus Ägypten, bekannt unter dem Namen Prophet Idris 
(Henocli), Stifter der „Hermesianer“ (Harämisa). Zwischen 
diesen und Plato fallen zeitlich die übrigen: Empedokles, dessen 
Schüler Pythagoras, dessen Schüler Sokrates und dessen Schüler 
Plato, das Siegel und der Schlufsstein der Mystik. Ihre Lehre 
„prägten“ sie in orakelhafte Aussprüche. Verwandt mit dieser 
Philosophie (18) ist die von dem Lichte und der Finsternis, 
die die alten Perser aufstellten, z. B. Gaimlsf (Gämäsp), Far- 
schädschür (Fraschauschtra) — nach einigen Handschriften: 
Farscluidschir — und Buzurgmihr, die vor jenen Griechen 
lebten. Auf den Voraussetzungen dieser Perser bauten die 
Philosophen der Erleuchtung ihr System auf. Die Perser 
lehrten zwar die Existenz zweier Prinzipien, des Lichtes und 
der Finsternis. Damit bezeichneten sie jedoch nichts anderes 
als das notwendige und das kontingente Sein; denn das Licht 
vertritt die Stelle des notwendigen Seins und die Finsternis 
die des kontingenten. Sie lehrten nicht: das erste Prinzip des 
Weltalls ist eine Zweiheit, Licht und Finsternis. Eine solche 
Behauptung stellt kein Mensch auf, der den normalen Gebrauch 
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