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erledigen: 1. das Ziel dieses Werkes, 2. sein Nutzen und das
Vermeiden von Nachteilen, 3. der Titel, 4. der Verfasser, 5. die
generische Bestimmung der Wissenschaft, 6. ihre Rangordnung,
7. Einteilung und 8. die Arten des Lehrens dieser Weisheit.
Nach dem Ausspruche des Sokrates (13) kann die göttliche
Wissenschaft nur derjenige erlangen, der begabt und geduldig
ausharrend ist. Was ich (Suhrawardi) in meinen einsamen
Stunden erkannt habe, als ich mich von den körperlichen
Dingen ah wandte, den rein geistigen, lichtartigen Dingen zn-
wandte und mit der göttlichen Welt und einigen Geistern des
Himmelreiches in Verbindung trat, will ich nun berichten. In
dem mystischen Erschauen (16) erfafste ich zuerst eine be¬
stimmte Wahrheit und suchte sie dann durch Argumente zu
beweisen, während die Peripatetiker die umgekehrte Methode
befolgen, indem sie sich durch die Beweise führen lassen, ohne
das Ziel (die resultierende Wahrheit) im voraus zu wissen.
Unser Meister ist Plato, besonders in seinen Werken Timäus
und Phädon (Fädun), während der Leitstern der empirisch
Forschenden Aristoteles bleibt (17). Wir befinden uns aber in
Übereinstimmung mit dem Vater der weltlichen Gelehrten,
Hermes aus Ägypten, bekannt unter dem Namen Prophet Idris
(Henocli), Stifter der „Hermesianer“ (Harämisa). Zwischen
diesen und Plato fallen zeitlich die übrigen: Empedokles, dessen
Schüler Pythagoras, dessen Schüler Sokrates und dessen Schüler
Plato, das Siegel und der Schlufsstein der Mystik. Ihre Lehre
„prägten“ sie in orakelhafte Aussprüche. Verwandt mit dieser
Philosophie (18) ist die von dem Lichte und der Finsternis,
die die alten Perser aufstellten, z. B. Gaimlsf (Gämäsp), Far-
schädschür (Fraschauschtra) — nach einigen Handschriften:
Farscluidschir — und Buzurgmihr, die vor jenen Griechen
lebten. Auf den Voraussetzungen dieser Perser bauten die
Philosophen der Erleuchtung ihr System auf. Die Perser
lehrten zwar die Existenz zweier Prinzipien, des Lichtes und
der Finsternis. Damit bezeichneten sie jedoch nichts anderes
als das notwendige und das kontingente Sein; denn das Licht
vertritt die Stelle des notwendigen Seins und die Finsternis
die des kontingenten. Sie lehrten nicht: das erste Prinzip des
Weltalls ist eine Zweiheit, Licht und Finsternis. Eine solche
Behauptung stellt kein Mensch auf, der den normalen Gebrauch
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