Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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Erkennens, nickt etwa ein Teil desselben oder sogar identisch 
mit ihm. Der Gedanke, der auf Grund seines Wesens befähigt 
ist, von vielen Einzeldingen prädiziert zu werden, heilst ein 
universeller, sonst ein individueller. Er zerfällt in sechs Arten: 
als unmögliches, z. B. der zweite Gott, mögliches aber unwirk¬ 
liches, wirkliches aber einzigartiges oder zahlreiches, und zwar 
endliches oder unendliches (44; die Glossen zitieren häufig 
Avicenna: Das Buch der Genesung der Seele). 
3. Jede Wesenheit ist entweder einfach (45) oder zu¬ 
sammengesetzt. Sie besitzt trennbare und untrennbare Ak¬ 
zidenzien. Letztere sind innerlich und notwendig mit der 
Wesenheit verbunden (46) und beruhen nicht auf einem will¬ 
kürlichen Herstellen und Formen (47). Gott kann sie nicht 
anders erschaffen. 4. Besonders sind die aus dem Wesen sich 
ergehenden und von diesem als einer adäquaten Ursache be¬ 
wirkten Bestimmungen von denen zu unterscheiden, die von 
einer äufseren Ursache stammen. Dieses bildet kein Objekt 
der Wissenschaften. Der Teil (48) ist begrifflich früher als 
das Ganze und dessen causa inadaequata. 5. Das Universale 
besitzt als solches keine Realität aufserhalb des Verstandes 
(49), es sei denn in Verbindung mit einer Individualität. Wird 
das Allgemeine in gleicher Weise von allen einzelnen Individuen 
ausgesagt, so nennt man es das univoce Allgemeine. Andern¬ 
falls wird es analogice prädiziert (Gl.: nach Avicenna und den 
bekannten Schülbüchern, sogar nach der Lehre der orthodoxen 
Theologen, die das ens logicum leugneten, existiert das All¬ 
gemeine nur in seinen Individuen. Die analoge Bezeichnungs¬ 
weise erklärt Suhrawardi in den talwlhät). 6. Die mensch¬ 
lichen Erkenntnisse sind teils evidente („natürliche“ in der 
Natur des Geistes angelegte), teils abgeleitete (Gl.: dieser Satz 
seihst ist ein evidenter). Die Erkenntnis letzterer mufs durch 
eine Argumentation „erjagt“ werden (aristotelischer Ausdruck; 
Gl.: die Evidenz besitzt verschiedene Grade). Das Erkennen 
setzt nicht unendlich viele Vorbedingungen voraus (quia in- 
finitum non transitur). Sonst könnte es nicht zustande kommen. 
Das bereits Erkannte (52), die Prämissen bilden die Materie 
des Denkvorganges, die logische Ordnung die Form. Das 
Kriterium, das das Wahre vom Falschen unterscheidet, ist die 
Logik.
	        
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