Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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Nach den Forderungen des Aristoteles (60) mufs die De¬ 
finition durch das proprium (als differentia specifia) hergestellt 
werden. Wenn das proprium also unbekannt ist, bleibt eine 
Definition unmöglich. Ferner können nach den Voraussetzungen 
des Aristoteles nur solche Dinge definiert werden, die aus ein¬ 
fachen Substanzen zusammengesetzt sind. Sodann ist man 
niemals dessen sicher, ob nicht noch ein anderes, wesentliches 
Moment im Dinge vorhanden ist, das man in der Definition 
übersehen hat. Glosse: Es ist nicht erforderlich, dafs jedes 
Ding definiert werden könne, sonst würde sich ein circulus 
vitiosus oder eine unendliche Kette ergeben — vgl. Avicenna: 
N Genesung der Seele: Lehre von den Kategorien. — Die Be¬ 
stimmung des Vernünftigseins (rationale), d. h. desjenigen 
Momentes, wodurch der Mensch der potens nach vernünftig 
ist, stellt ein Wirkliches dar, das einen inneren Teil des eigent¬ 
lichen Wesens des Menschen bildet und seine Natur in eben 
solcher Weise in ihrer Vollkommenheit konstituiert, wie die 
spezifische Differenz die Spezies, und ferner die Materie des 
Menschen, nämlich die animalische Natur, in eben solcher Weise, 
wie die Wesensform die Materie. Ebenso wie nämlich die 
spezifische Differenz die Wesenheit der Spezies begründet und 
die Existenz des Genus herstellt, verhält sich auch die Gesetz- 
mäfsigkeit der Wesensform zur Materie. 
Aus allem Erwähnten ergibt sich, dafs die Definition, wie 
sie die Peripathetiker fordern, unmöglich ist; denn man erkennt 
das Wesen des Dinges nur, wenn man alle wesentlichen Momente 
erkannt hat und es zugleich sicher ist, dafs man kein not¬ 
wendiges Moment übersehen hat. Aristoteles selbst gestand 
ein, dafs die vollkommene Definition mit grofser Schwierigkeit 
verbunden sei. Nach unserer Lehre gibt es also nur solche 
Definitionen, in denen Bestimmungen eines Gegenstandes in 
einer ganz bestimmten eigenartigen Weise verbunden werden, 
so dafs dieselbe Verbindung bei einem anderen Dinge nicht 
möglich ist. Man vergleiche dazu die „Unterhaltungen Suhra- 
wardis“ (mutarahat 62). Eine Definition durch ein Beispiel ist 
die der Seele, dafs sie ein Ding sei, welches sich zum Körper 
ebenso verhalte wie der König zur Stadt. Der Beweis zerfällt 
in den eigentlichen Syllogismus und die Induktion. In dem 
Syllogismus besitzt der Beweis einen gröfseren Umfang als das
	        
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