Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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besonderen Regeln, da dieselben zu positiven gemacht werden 
können, indem man die Negation in das Prädikat verlegt. 
Durch diese Manipulation ist unsere (Suhrawardis) Methode 
kürzer als die peripatetische, da die Verschiedenheit der 
Figuren wegfällt. Die dritte Figur (114) schliefst nur in dem 
Umfange, der durch die gemeinsamen Subjekte bestimmt ist 
(Glosse S. 115: Avicenna erwähnt den Fall, dafs die Uni¬ 
versalität eines Urteils keine innerlich notwendige, sondern 
eine statistische, zufällige sei. Dann ergebe sieh kein uni¬ 
verseller Schlufs. Schiräzi kritisiert diese Lehre). 
Der indirekte Beweis ex absurdo ist (117) aus zwei 
Syllogismen gebildet, einem einfachen und einem zusammen¬ 
gesetzten (mit entweder — oder; Glosse: Aristoteles zählt 
diesen Syllogismus zu den konditionalen, nach anderen Aus¬ 
legungen jüngerer Philosophen zu den zusammengesetzten (118). 
7. Die eigentlichen Wissenschaften verwenden ausschliefs- 
lich den apodiktischen Beweis, der sich aus sicheren Prä¬ 
missen zusammensetzt. Seine Voraussetzungen sind 1. die 
ersten Prinzipien des Denkens, 2. die direkt wahrgenommenen 
(immer individuellen) Gegenstände, 3. die Experimente (der 
täglichen Erfahrung), 4. die wahrscheinlichen resp. sicheren 
Vermutungen, die aus sicheren Indizien schliefsen, 5. die Tra¬ 
ditionen, die sich auf eine ununterbrochene Kette von Gewährs¬ 
männern stützen und 6. die Urteile, die einen Syllogismus in 
sich schliefsen, z. B. dafs die Vier eine gerade Zahl ist. Nach 
der Philosophie der Erleuchtung reduzieren sich diese sechs 
Punkte auf drei: 1. die evidenten Erkenntnisse, 2. die direkten 
(inneren und äufseren) Wahrnehmungen und 3. die sicheren Ver¬ 
mutungen — vgl. die „Erklärungen“ (talwihät; 119; die Glosse 
beruft sich auf Avicenna: Genesung der Seele). Der Beweis 
setzt sich aus notwendigen Wahrheiten zusammen, die Topik 
aus möglichen, die „in pluribus“ Vorkommen, die Rhetorik aus 
möglichen (kontingenten), die ebenso oft eintreten als sie nicht 
eintreten, die Dichtkunst aus rein möglichen, die Sophistik aus 
kontingenten, die „in paucioribus“ (selten) auftreten. Dieser 
Lehre folgt Avicenna als seiner eigenen, ohne darin also Schüler 
des Aristoteles zu sein. Eine andere Auffassung besagt: Der 
Beweis besteht aus wahren Sätzen, die Topik aus meistens 
Wahren, die Dichtkunst aus falschen. — Die tägliche Er-
	        
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