Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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fahrung (121) bestellt aus häutig wiederholten direkten Wahr¬ 
nehmungen, die vermittelst eines verborgenen Syllogismus zu 
sicheren Erkenntnissen führen, die Induktion darin, dafs man 
individuelle Erkenntnisse, die man sammelt, zum Prinzipe für 
ein allgemeines Urteil macht, das daher keine sichere Erkennt¬ 
nis darstellt. Die Induktion ist also ein universelles Urteil, 
über das, was man in vielen individuellen Tatsachen gefunden 
hat. Umfafst das Urteil alle individuellen Tatsachen nicht 
mehr als diese, so haben wir die vollständige Induktion, z. B. 
Tiere, Pflanzen und leblose Körper sind räumlich ausgedehnt. 
Daher ist also jeder Körper räumlich ausgedehnt. Dieser 
Schlufs ist, wie der Kommentator Sehiräzi hinzufügt, ein 
solcher, der ein sicheres Wissen verleiht; denn er ist virtuell 
gleichwertig mit einem distributiven Syllogismus, der die be¬ 
treffende Schlufsfolgerung ergibt, z. B. die Gesamtheit der 
Körper sind Tiere, Pflanzen oder leblose Gegenstände. Alle 
Tiere, Pflanzen und leblosen Gegenstände sind nun aber räum¬ 
lich ausgedehnt; folglich ist die Gesamtheit der Körper räum¬ 
lich ausgedehnt. Umfafst das Urteil aber nicht alle Einzel¬ 
dinge, so handelt es sich um eine unvollständige Induktion, 
die keine sichere Erkenntnis verleiht (122). Die Gesamtheit 
aller Fälle eines universellen Urteils ist nicht wahrnehmbar. 
Die Universalität der vollständigen Induktion verhält sich je¬ 
doch anders als diejenige des Urteils: Alle Menschen sind (mit 
innerer, wesentlicher Notwendigkeit) Tiere; denn diese stützt 
sich nicht auf eine Summe von direkten Wahrnehmungen von 
Individuen dieser Art, sondern ist ein Einblick in die innerste 
Natur und das Wesen der Menschen (der an einem einzigen 
Individuum vollzogen werden kann, — Begriffsbildung auf 
Grund einer einzigen Wahrnehmung; Glosse: vgl. Faräbi: „Die 
Harmonie zwischen Aristoteles und Plato“; vgl. die „Er¬ 
klärungen“ Suhrawardis). 
Die Materien der nicht zu sicherer Erkenntnis führenden 
Syllogismen sind: 1. Einbildungen über Dinge, die nicht wahr¬ 
genommen werden, dafs z. B. jenseits der Welt ein leerer Raum 
sei (124); 2. die allgemein bekannten Dinge (Gl.: vgl. Schirdzi 
1523+, der sich auf die Thesen Avieennas Kap. 4 beruft); 3. die 
„angenommenen“ Lehren auf Grund einer Autorität; 4. die 
Phantasievorstellungen, die auf physischen Vorgängen in uns
	        
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