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fahrung (121) bestellt aus häutig wiederholten direkten Wahr¬
nehmungen, die vermittelst eines verborgenen Syllogismus zu
sicheren Erkenntnissen führen, die Induktion darin, dafs man
individuelle Erkenntnisse, die man sammelt, zum Prinzipe für
ein allgemeines Urteil macht, das daher keine sichere Erkennt¬
nis darstellt. Die Induktion ist also ein universelles Urteil,
über das, was man in vielen individuellen Tatsachen gefunden
hat. Umfafst das Urteil alle individuellen Tatsachen nicht
mehr als diese, so haben wir die vollständige Induktion, z. B.
Tiere, Pflanzen und leblose Körper sind räumlich ausgedehnt.
Daher ist also jeder Körper räumlich ausgedehnt. Dieser
Schlufs ist, wie der Kommentator Sehiräzi hinzufügt, ein
solcher, der ein sicheres Wissen verleiht; denn er ist virtuell
gleichwertig mit einem distributiven Syllogismus, der die be¬
treffende Schlufsfolgerung ergibt, z. B. die Gesamtheit der
Körper sind Tiere, Pflanzen oder leblose Gegenstände. Alle
Tiere, Pflanzen und leblosen Gegenstände sind nun aber räum¬
lich ausgedehnt; folglich ist die Gesamtheit der Körper räum¬
lich ausgedehnt. Umfafst das Urteil aber nicht alle Einzel¬
dinge, so handelt es sich um eine unvollständige Induktion,
die keine sichere Erkenntnis verleiht (122). Die Gesamtheit
aller Fälle eines universellen Urteils ist nicht wahrnehmbar.
Die Universalität der vollständigen Induktion verhält sich je¬
doch anders als diejenige des Urteils: Alle Menschen sind (mit
innerer, wesentlicher Notwendigkeit) Tiere; denn diese stützt
sich nicht auf eine Summe von direkten Wahrnehmungen von
Individuen dieser Art, sondern ist ein Einblick in die innerste
Natur und das Wesen der Menschen (der an einem einzigen
Individuum vollzogen werden kann, — Begriffsbildung auf
Grund einer einzigen Wahrnehmung; Glosse: vgl. Faräbi: „Die
Harmonie zwischen Aristoteles und Plato“; vgl. die „Er¬
klärungen“ Suhrawardis).
Die Materien der nicht zu sicherer Erkenntnis führenden
Syllogismen sind: 1. Einbildungen über Dinge, die nicht wahr¬
genommen werden, dafs z. B. jenseits der Welt ein leerer Raum
sei (124); 2. die allgemein bekannten Dinge (Gl.: vgl. Schirdzi
1523+, der sich auf die Thesen Avieennas Kap. 4 beruft); 3. die
„angenommenen“ Lehren auf Grund einer Autorität; 4. die
Phantasievorstellungen, die auf physischen Vorgängen in uns