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teilchen, so dafs ein feiner Körper eindringen kann resp. wieder
ausgestofsen wird. Ans jener aristotelischen Lehre (214) ergäbe
sich ferner die Leugnung der Undurchdringlichkeit der Körper,
wenn nämlich das Volumen eines Körpers zunimmt, ohne dafs
das eines anderen abnimmt. Die Körperteile (216) haben eine
Neigung, sich zu zerteilen. Wenn sie daran gehindert werden
(217), zersprengen sie das Hindernis, z. B. beim kochenden
Wasser im Kessel oder der heifsen Luft im Kruge. Das
Argument des Aristoteles: wir bezeichnen den Körper als einen
ausgedehnten und zeigen dadurch an, dafs die Ausdehnung
eine ihm inhärierende Eigenschaft ist, besitzt keine Beweis¬
kraft; denn aus ungenauen Redeweisen läfst sich über das
Wesen der Dinge nichts bestimmen (218).
Die Hyle der Körperwelt ist der einfache Körper, nämlich
die als Substanz in sich bestehende Ausdehnung (Glosse: vgl.
die „Unterhaltungen“ und „Erklärungen“ Suhrawardis: Nach
aristotelischer Lehre müfste die Hyle zugleich aufnehmend und
gebend, aktuell und potentiell sein. Avicenna widerlegt in der
„Genesung der Seele“ bereits diesen Einwand). In den „Unter¬
haltungen“, so bemerkt der Kommentar, führt Suhrawardi aus:
Die Hyle müfste nach Aristoteles kein anderes Wesen als das
Sein besitzen (219), da sie von allen Formen entblöfst ist. Sie
wäre also Gott. In den „Erklärungen“ (talwihdt; 220) scheint
Suhrawardi eine andere Lehre von den Körpern aufzustellen:
„Die Ausdehnung ist ein innerer Teil des Körpers, also ein
Akzidens, das einer dauernden Substanz, der Hyle, inhäriert.
Die Zahlen und Dimensionen der Körper wechseln an einem
dauernd bestehenden Substrate, den spezifischen Wesenheiten
der Dinge.“ Es ist jedoch nur scheinbar, dafs Suhrawardi
zwei Lehren über das Wesen des Körpers aufstelle. Die ak¬
zidentellen Quantitäten sind von der bleibenden Ausdehnung
zu unterscheiden. Das Substrat jener ist nicht die Hyle,
sondern die Ausdehnung als solche, wie es das Beispiel des
Wachses zeigt, dessen akzidentelle Dimensionen sich ändern,
während sein Volumen das gleiche bleibt. Glosse Schirdzis:
Dieser harmonisierenden Auffassung widersprechen andere
Stellen der talwlhdt, in denen Suhrawardi die Lehre von der
Hyle und Form anerkennt, z. B : Das aufnehmende Prinzip der
Form ist die Hyle. Sie bildet den anderen Teil der körper-