25
Vielheit, dafs das erste Emanierte — der Nus — unvoll¬
kommener ist als Gott. Daraus ergibt sich dann die Vielheit,
die im wesentlichen eine Funktion der Unvollkommenheit ist.
Je höher etwas im Sein steht, um so höher steht es auch in
der Entelechie und Einheit). Nach den Aristotelikern kann
das Akzidens keine conditio sine qua non für das Werden
einer Substanz bilden. Die privatio des Akzidens soll dazu
aber befähigt sein — eine Inkonsequenz (230; Schiräzi: Man
mufs zwischen causa per se et per accidens unterscheiden).
Der Terminus „Form“ ist ferner ein vieldeutiger, was Unzu¬
lässigkeiten zur Folge hat. Dinge, die das Wesen umgestalten
(die Frage: „was ist das Ding“ verändern), müssen Substanzen
sein, da sie substanzielle Umgestaltungen bewirken (231;
Schiräzi: Bei dem natürlichen Werden ist dieses der Fall,
nicht bei dem künstlichen). Ferner soll der Teil einer Sub¬
stanz auch selbst Substanz sein, was unrichtig ist; denn Akzi¬
denzien können konstituierende Bestandteile von Substanzen
werden (232; Gl.: Mit der ersten Lehre will Aristoteles nur
besagen: Was dem Sein nach früher ist, mufs intensiver in
Seiner Wirklichkeit sein. Der Teil der Substanz ist nun aber
früher als das Ganze der Substanz). Die Steigerung der In¬
tensität kann nach Aristoteles nicht auf einem äufseren Akzi¬
dens beruhen. Sie mufs also in einer Differenz liegen. Es
gibt keiue Steigerung des Wesens. Diese Lehre ist unrichtig;
denn bei den Steigerungen der Intensität handelt es sich um
eine Zunahme der Entelechie resp. des Mangels (234). Die
Aristoteliker verwechselten das Individuelle — in diesem kann
eine Wesenssteigerung statthaben — mit dem sich gleich-
bleibenden Universellen. Es ist eine rein subjektive Behauptung
(236), dafs z. B. die Wesenheit des animal keine Steigerung
zulasse (nach diesem Vorbilde baute Schiräzi, der Glossator,
sein System von den Intensitätsgraden des Seins auf — vgl.
«Die vier Reisen“. Er läfst sich an dieser Stelle — S. 236 —
die Gelegenheit nicht entgehen, sein System darzustellen: Die
individuellen Wesenheiten sind identisch mit dt in Dasein. Die
Intensitätsunterschiede finden in den Aktualitäten der Existenz¬
formen statt, nicht in den Wesenheiten, die rein logische Be¬
griffe sind — vgl. Avicenna: Kategorien, und Suhrawardi:
Unterhaltungen — mutarahät). Dabei geben die Gegner (237)