Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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Vielheit, dafs das erste Emanierte — der Nus — unvoll¬ 
kommener ist als Gott. Daraus ergibt sich dann die Vielheit, 
die im wesentlichen eine Funktion der Unvollkommenheit ist. 
Je höher etwas im Sein steht, um so höher steht es auch in 
der Entelechie und Einheit). Nach den Aristotelikern kann 
das Akzidens keine conditio sine qua non für das Werden 
einer Substanz bilden. Die privatio des Akzidens soll dazu 
aber befähigt sein — eine Inkonsequenz (230; Schiräzi: Man 
mufs zwischen causa per se et per accidens unterscheiden). 
Der Terminus „Form“ ist ferner ein vieldeutiger, was Unzu¬ 
lässigkeiten zur Folge hat. Dinge, die das Wesen umgestalten 
(die Frage: „was ist das Ding“ verändern), müssen Substanzen 
sein, da sie substanzielle Umgestaltungen bewirken (231; 
Schiräzi: Bei dem natürlichen Werden ist dieses der Fall, 
nicht bei dem künstlichen). Ferner soll der Teil einer Sub¬ 
stanz auch selbst Substanz sein, was unrichtig ist; denn Akzi¬ 
denzien können konstituierende Bestandteile von Substanzen 
werden (232; Gl.: Mit der ersten Lehre will Aristoteles nur 
besagen: Was dem Sein nach früher ist, mufs intensiver in 
Seiner Wirklichkeit sein. Der Teil der Substanz ist nun aber 
früher als das Ganze der Substanz). Die Steigerung der In¬ 
tensität kann nach Aristoteles nicht auf einem äufseren Akzi¬ 
dens beruhen. Sie mufs also in einer Differenz liegen. Es 
gibt keiue Steigerung des Wesens. Diese Lehre ist unrichtig; 
denn bei den Steigerungen der Intensität handelt es sich um 
eine Zunahme der Entelechie resp. des Mangels (234). Die 
Aristoteliker verwechselten das Individuelle — in diesem kann 
eine Wesenssteigerung statthaben — mit dem sich gleich- 
bleibenden Universellen. Es ist eine rein subjektive Behauptung 
(236), dafs z. B. die Wesenheit des animal keine Steigerung 
zulasse (nach diesem Vorbilde baute Schiräzi, der Glossator, 
sein System von den Intensitätsgraden des Seins auf — vgl. 
«Die vier Reisen“. Er läfst sich an dieser Stelle — S. 236 — 
die Gelegenheit nicht entgehen, sein System darzustellen: Die 
individuellen Wesenheiten sind identisch mit dt in Dasein. Die 
Intensitätsunterschiede finden in den Aktualitäten der Existenz¬ 
formen statt, nicht in den Wesenheiten, die rein logische Be¬ 
griffe sind — vgl. Avicenna: Kategorien, und Suhrawardi: 
Unterhaltungen — mutarahät). Dabei geben die Gegner (237)
	        
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