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zu, dafs die Substanz verschiedene Intensitätsgrade annehmen
kann, denn die Ursache besitzt auch nach ihnen in intensiverer
Weise das Sein als die Wirkung.
Eine Verwechslung (238) des Potentiellen und Aktuellen
liegt in der Lehre: Der Körper besteht aus unteilbaren
Atomen (Glosse: vgl. das Werk unseres Meisters attakdlsdt:
„Die Lobpreisungen Gottes“ — von Damäd?). Der Körper ist
bis ins Unendliche teilbar, ist also nicht aktuell unendlich
geteilt. Ein leerer Raum (243) ist nicht vorhanden ; denn das
Wesen des Körpers ist identisch mit der Ausdehnung. Das
Leere ist aber reine Ausdehnung, also ein Körper. Die Peri-
patetiker (245) behaupten: Die Seele kann nicht vernichtet
werden, weil sie einfach ist. Dagegen ist zu betonen: Die
reinen Geister sind kontingent. Also können sie das Dasein
verlieren (Glosse: Ihre Kontingenz beruht auf ihren Ursachen.
Diese sind aber notwendig, wie Suhrawardi in den talwlhät
zugibt; 246). Dafs die Seelen Ursachen besitzen, setzt ihre
Kontingenz bereits voraus, ist also keine Wirkung jener Ur¬
sachen (247; vgl. Behmenjär: tahsil; Suhrawardi: Unterhaltungen;
Tiisi: Kommentar zu Avicenna und Schiräzi — 1523f — Kom¬
mentar zu Tiisi; 249). Der Leib ist nur der Grund für die
Existenz der Seele, nicht aber für ihre Fortexistenz. Sie kann
also ohne den Leib fortexistieren (250). Wenn Gott als einer
bezeichnet wird, so bedeutet dieses nicht, dafs ihm die Einheit
als reales Inhärens anhafte. Sie ist vielmehr etwas Negatives,
die Leugnung der Vielheit.
Ein Fehlschlufs der Peripatetiker liegt ferner in ihrer
Widerlegung der platonischen Ideenlehre: Die Ideen bedeuten
Dinge, die nur in der Materie existieren. Folglich können sie
auch in der himmlischen Welt nicht ohne dieselbe sein (Glosse:
Faräbi versteht in seiner „Harmonie zwischen Aristoteles und
Plato“ unter den Ideen Erkenntnisformen, die der Gottheit an¬
haften, Avicenna unkörperliche Substanzen. Plato wollte mit
diesem Ausdrucke jedoch nur die reinen Dimensionen und
Schemen der Dinge in der Sphärenwelt bezeichnen; 251. —-
Dafs Aristoteles seinen Lehrern Plato und Sokrates nicht wider¬
spricht, zeigt ein Blick in seine „Theologie“; — 252). — Eine
Ursache kann aus vielen Teilen bestehen (255), d. h. ein Ding
kann viele Ursachen haben, wenn diese eine Einheit bilden