Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

26 
zu, dafs die Substanz verschiedene Intensitätsgrade annehmen 
kann, denn die Ursache besitzt auch nach ihnen in intensiverer 
Weise das Sein als die Wirkung. 
Eine Verwechslung (238) des Potentiellen und Aktuellen 
liegt in der Lehre: Der Körper besteht aus unteilbaren 
Atomen (Glosse: vgl. das Werk unseres Meisters attakdlsdt: 
„Die Lobpreisungen Gottes“ — von Damäd?). Der Körper ist 
bis ins Unendliche teilbar, ist also nicht aktuell unendlich 
geteilt. Ein leerer Raum (243) ist nicht vorhanden ; denn das 
Wesen des Körpers ist identisch mit der Ausdehnung. Das 
Leere ist aber reine Ausdehnung, also ein Körper. Die Peri- 
patetiker (245) behaupten: Die Seele kann nicht vernichtet 
werden, weil sie einfach ist. Dagegen ist zu betonen: Die 
reinen Geister sind kontingent. Also können sie das Dasein 
verlieren (Glosse: Ihre Kontingenz beruht auf ihren Ursachen. 
Diese sind aber notwendig, wie Suhrawardi in den talwlhät 
zugibt; 246). Dafs die Seelen Ursachen besitzen, setzt ihre 
Kontingenz bereits voraus, ist also keine Wirkung jener Ur¬ 
sachen (247; vgl. Behmenjär: tahsil; Suhrawardi: Unterhaltungen; 
Tiisi: Kommentar zu Avicenna und Schiräzi — 1523f — Kom¬ 
mentar zu Tiisi; 249). Der Leib ist nur der Grund für die 
Existenz der Seele, nicht aber für ihre Fortexistenz. Sie kann 
also ohne den Leib fortexistieren (250). Wenn Gott als einer 
bezeichnet wird, so bedeutet dieses nicht, dafs ihm die Einheit 
als reales Inhärens anhafte. Sie ist vielmehr etwas Negatives, 
die Leugnung der Vielheit. 
Ein Fehlschlufs der Peripatetiker liegt ferner in ihrer 
Widerlegung der platonischen Ideenlehre: Die Ideen bedeuten 
Dinge, die nur in der Materie existieren. Folglich können sie 
auch in der himmlischen Welt nicht ohne dieselbe sein (Glosse: 
Faräbi versteht in seiner „Harmonie zwischen Aristoteles und 
Plato“ unter den Ideen Erkenntnisformen, die der Gottheit an¬ 
haften, Avicenna unkörperliche Substanzen. Plato wollte mit 
diesem Ausdrucke jedoch nur die reinen Dimensionen und 
Schemen der Dinge in der Sphärenwelt bezeichnen; 251. —- 
Dafs Aristoteles seinen Lehrern Plato und Sokrates nicht wider¬ 
spricht, zeigt ein Blick in seine „Theologie“; — 252). — Eine 
Ursache kann aus vielen Teilen bestehen (255), d. h. ein Ding 
kann viele Ursachen haben, wenn diese eine Einheit bilden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.