Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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(Glosse: vgl. Gurg&ni). Individuell ein und dasselbe Ding kann 
jedoch nicht zwei selbständige Ursachen besitzen. — Die 
weltlichen Gelehrten behaupteten (261), der Lichtstrahl sei 
eine körperliche Substanz. Dies ist jedoch unrichtig; denn in 
diesem Falle mülste das Zimmer erleuchtet bleiben, auch nach¬ 
dem das Fenster geschlossen worden ist. Die Lichtstrahlen 
werden ferner von der Wasserfläche intensiver zurückgeworfen 
als von festen Gegenständen, während umgekehrt feste Körper 
von letzteren mehr zurückgeworfen werden als vom Wasser. 
Zudem müfste der Körper der Sonne durch das Ausstrahlen 
des Lichtes an Volumen verlieren. Ein Körper bewegt sich 
sodann nicht wie das Licht ohne Unterschied nach allen Seiten 
hin, sondern nur nach einer Seite (Glosse Schiräzis: Das Licht 
ist ein Körper, der das Wesen einer Form besitzt, die von 
einem aktiven Agens ausströmt. Die Existenzweise des Licht¬ 
strahles ist die der „mittleren Welt“, die sich zwischen den 
reinen Geistern und der sublunarischen Welt befindet; 263). 
Der Lichtstrahl, der auf den schwarzen Körper fällt, ist nicht 
verschieden von der schwarzen Farbe. Die Farben sind viel¬ 
mehr nur ein Aktuellwerden verschiedener Potentialitäten. Alle 
Sinneserkenntnisse treten in uns nur dadurch auf, dafs in 
unseren Fähigkeiten bestimmte Erkenntnisformen durch Ein¬ 
wirkung des aktiven Intellektes aktuell werden (Schiräzi: Die 
Farben sind Licht, das mit Finsternis gemischt ist). Die Farben 
sind nichts anderes (264) als die dem Gesichtssinne erscheinenden 
Qualitäten. Der Lichtstrahl ist die Vollendung dieses Sichtbar¬ 
werdens selbst, nicht etwa ein Ding, das zu ihm hinzugefügt 
würde. 
Wenn das Sehen dadurch zustande käme, dafs ein Seh¬ 
strahl aus dem Auge hervorträte, um zum Objekte hinzueilen, 
dann könnten wdr das Nahe nicht gleichzeitig mit dem Ent¬ 
fernten erschauen (266). Wäre ferner das Sehen eine Ein¬ 
prägung des optischen Bildes in unserem Auge, dann wäre es 
unmöglich, dafs wir Gegenstände, die gröfser sind als unser 
Auge, erschauten. Das Sehen kommt vielmehr dadurch zu¬ 
stande, dafs das optische Bild von dem Geber der Formen 
emaniert und sich mit dem dazu disponierten Sinne verbindet 
(Glosse Schiräzis: Das optische Bild wird in unserem Auge 
nur in geistiger, nicht in materieller Weise wirklich. Vgl. den
	        
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