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Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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Sie erkennen sieh selbst nicht durch ein Abbild, wie die 
Objekte der Aufsenwelt, sondern durch sich selbst. Wer durch 
ein Abbild erkennt, muls zugleich erkennen, dafs dieses Abbild 
die Wiedergabe jenes Dinges der Aufsenwelt ist (dies bestreitet 
die Glosse). Ein solches Erkennen ist immer unvollkommen. 
Unser Ich ist nichts Körperliches, noch die Substanzialität. 
In dir selbst findest du nur ein sich selbst Erkennendes, die 
Ichheit (den ätman). Glosse: Dieselbe ist identisch mit der 
Existenz und der Erkenntnis (ihrer selbst. Dieses ist die charakte¬ 
ristische Lehre Schiräzis 1640L Auch diese Glossen stammen 
also von ihm). Das sich Erkennen (294) der Seele ist also 
keine Eigenschaft noch ein äufseres Inhärens ihres Wesens, 
noch ein Teil desselben, noch ist die Wesenheit (wörtlich das 
esse rem) etwas zur Seele Hinzutretendes. Sie ist also ihr 
reflexives Denken und in sich und durch sich Licht und daher 
das reine Licht. Glosse: Auch Gott ist das reine Licht. 
Zwischen Seele und Gottheit besteht aber ein Unterschied in 
der Vollkommenheit. Denn die Seele ist unvollkommen und 
als solche begrenzt, verursacht und auf eine bestimmte Ursache 
angewiesen, die ihr im Sein übergeordnet ist. Arabi (1240f) 
bestätigt dieses in dem 30. Kapitel seiner „Mekkanischen Er¬ 
oberungen“. — Auch die akzidentellen Lichter (die Körper) 
sind nicht etwa durch ein äufseres Akzidenz erkennbar, sodafs 
sie in sich verborgen wären. Ihre Sichtbarkeit ist vielmehr 
in ihrem Wesen selbst gegeben. Sie sind selbst Formen des 
Lichtes (d. h. Modifikationen des Seins). Schiräzi: Die Er¬ 
kenntnis unseres Selbst ist die Mutter der Weisheit, die Wurzel 
der Tugenden, die Voraussetzung der Tiefen der Theologie 
and Philosophie. Die bestätigt Plato: Wer sich selbst erkennt 
ist Theologe (denkt über ein Göttliches nach) — und Aristoteles: 
Die Selbsterkenntnis hilft zu jeder Erkenntnis. — Meine Existenz 
ist ferner mit meiner Selbsterkenntnis identisch. 
Die Selbsterkenntnis (297) ist nicht das Freisein von der 
Materie, wie es die Peripatetiker lehren, sondern ist ein Licht 
der Seele in sich selbst. Wäre die Immaterialität identisch 
afit der Selbsterkenntnis dann müsste die Hyle sich selbst 
erkennen (ein Beweis, den der Glossator als unrichtig be¬ 
lohnet, Aristoteles verteidigend). Ebensosehr sind die Peri¬ 
patetiker im Falschen, wenn sie das Selbsterkennen der geistigen 
Philosophische Abhandlungen. XXXVIII. 3
	        
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