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Sie erkennen sieh selbst nicht durch ein Abbild, wie die
Objekte der Aufsenwelt, sondern durch sich selbst. Wer durch
ein Abbild erkennt, muls zugleich erkennen, dafs dieses Abbild
die Wiedergabe jenes Dinges der Aufsenwelt ist (dies bestreitet
die Glosse). Ein solches Erkennen ist immer unvollkommen.
Unser Ich ist nichts Körperliches, noch die Substanzialität.
In dir selbst findest du nur ein sich selbst Erkennendes, die
Ichheit (den ätman). Glosse: Dieselbe ist identisch mit der
Existenz und der Erkenntnis (ihrer selbst. Dieses ist die charakte¬
ristische Lehre Schiräzis 1640L Auch diese Glossen stammen
also von ihm). Das sich Erkennen (294) der Seele ist also
keine Eigenschaft noch ein äufseres Inhärens ihres Wesens,
noch ein Teil desselben, noch ist die Wesenheit (wörtlich das
esse rem) etwas zur Seele Hinzutretendes. Sie ist also ihr
reflexives Denken und in sich und durch sich Licht und daher
das reine Licht. Glosse: Auch Gott ist das reine Licht.
Zwischen Seele und Gottheit besteht aber ein Unterschied in
der Vollkommenheit. Denn die Seele ist unvollkommen und
als solche begrenzt, verursacht und auf eine bestimmte Ursache
angewiesen, die ihr im Sein übergeordnet ist. Arabi (1240f)
bestätigt dieses in dem 30. Kapitel seiner „Mekkanischen Er¬
oberungen“. — Auch die akzidentellen Lichter (die Körper)
sind nicht etwa durch ein äufseres Akzidenz erkennbar, sodafs
sie in sich verborgen wären. Ihre Sichtbarkeit ist vielmehr
in ihrem Wesen selbst gegeben. Sie sind selbst Formen des
Lichtes (d. h. Modifikationen des Seins). Schiräzi: Die Er¬
kenntnis unseres Selbst ist die Mutter der Weisheit, die Wurzel
der Tugenden, die Voraussetzung der Tiefen der Theologie
and Philosophie. Die bestätigt Plato: Wer sich selbst erkennt
ist Theologe (denkt über ein Göttliches nach) — und Aristoteles:
Die Selbsterkenntnis hilft zu jeder Erkenntnis. — Meine Existenz
ist ferner mit meiner Selbsterkenntnis identisch.
Die Selbsterkenntnis (297) ist nicht das Freisein von der
Materie, wie es die Peripatetiker lehren, sondern ist ein Licht
der Seele in sich selbst. Wäre die Immaterialität identisch
afit der Selbsterkenntnis dann müsste die Hyle sich selbst
erkennen (ein Beweis, den der Glossator als unrichtig be¬
lohnet, Aristoteles verteidigend). Ebensosehr sind die Peri¬
patetiker im Falschen, wenn sie das Selbsterkennen der geistigen
Philosophische Abhandlungen. XXXVIII. 3