Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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Substanzen mit dem Begriffe der Präsenz erklären wollen, da 
doch umgekehrt letztere durch das Selbsterkennen zu erklären 
ist. Nach jenen Philosophen ist Gott das reine Sein. Die 
Hyle milfste nach ihren Prinzipien ebenfalls das reine Sein 
darstellen, da sie keine Wesenheit besitzt und dennoch existiert. 
Sie ist also Sein ohne eine andere bestimmte Wesenheit; d. h. 
ihr Wesen ist das Sein. Beruht die Hinordnung der Hyle zur 
Form auf ihrem Sein, dann verhält sich Gott ebenso. Wenn 
ferner Gott auf Grund seiner Einfachheit sich und alle Dinge 
erkennt, so mufs auch die Hyle sich und alle Dinge erkennen, 
da sie dieselbe Einfachheit besitzt. Das Erkennen und Selbst¬ 
erkennen beruht demnach nicht auf der Präsenz noch der 
Einfachheit der Substanz, sondern darauf, dafs sie in sich ein 
Licht ist.1) Diese Bestimmung läfst sich sogar (wie eine 
eigentliche Definition) konvertieren: Alles was in sich Licht 
ist, erkennt sich selbst. Nimmt man an, das akzidentelle 
(körperliche) Licht sei ein reines, abstraktes, dann ist es in 
sich und für sich selbst sichtbar. 
Das Licht ist entweder ein Licht in sich und für sieh 
oder ein solches in sich für einen andern, das akzidentelle 
Licht, das erleuchtet (300). Der dunkele Körper ist weder in 
sich noch für sich ein Licht. Wenn nun das Leben darin be¬ 
steht, dafs ein Ding für sich selbst sichtbar (erkennbar) wird, 
ist der Körper leblos und ohne Erkennen und kann auch durch 
eine hinzutretende Form nicht lebend werden, wenn diese 
Form nicht in sich selbst lebend ist. Er erkennt (302) also 
weder sich noch andere Dinge, sonst mtifste er lebend sein (303). 
Der Umstand, dafs ein Ding sich selbst erkennt, setzt 
notwendig voraus, dafs es ein in sich bestehendes (substanzielles, 
reines) Licht (d. h. Geist) ist. Ein Körper kann keinen anderen 
ins Dasein rufen, da er in sich Dunkelheit bedeutet; denn das 
i) Dadurch wird die Grundlehre der Philosophie der Erleuchtung 
aufgestellt. Glosse: Die Anhänger des Aristoteles z. B. Avicenna lehren: 
Wäre in Gott Wesenheit und Dasein unterschieden, dann müfste aus der 
Wesenheit das Dasein entstehen, was unmöglich ist. Suhrawaidi (talwihät) 
widerlegte diese Deduktion. „Wie das Sein in ein per se und per accidens 
zerfällt, so auch das Licht“ „Aristoteles (Theologie) und sein Schüler 
Porphyrins lehrten: Das Erkennen besteht in einer Vereinigung mit dem 
aktiven Intellekte“.
	        
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