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Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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richtet). Es kann auch nichts Vollkommeneres erzeugen, da 
sonst die Proportion zwischen Ursache und Wirkung auf¬ 
gehoben wird. Sollte nun das eine reine Licht von dem 
anderen verursacht werden, so kann diese Kette der Ursachen 
nicht ins Unendliche verlaufen. Eine Kette von systematisch 
geordneten Dingen kann nicht ohne ein erstes Glied sein. 
Daher mufs man zu einem ersten, durchaus unkörperlichen, 
in sich bestehenden Lichte gelangen, hinter dem kein anderes 
Licht mehr vorhanden ist (307). Dieses ist das Licht, das ob 
seiner tibergrofsen Sichtbarkeit alle übrigen Lichter (die 
Geister) überstrahlt, umgibt und in Schatten stellt, Gott.1 2) 
Gott ist nur einer (308), weil das absolut erste Licht sich 
von einem gleichstehenden nicht unterscheiden könnte, ohne 
zusammengesetzt zu sein.“1) Das Bestehen aller anderen Dinge 
stammt von ihm. Da Gott (309) notwendig ist, kann er nie 
ins Nichtsein versinken. Nur das Kontingente kann dem Nichts 
verfallen. Die Existenz des ersten Seienden ist von keiner 
Bedingung abhängig.3) — Weil das erleuchtende in vorzüg¬ 
licherem Sinne Licht ist als das Erleuchtete, kann Gott kein 
Licht von einem anderen Wesen empfangen (Glosse: vgl. 
1) Glosse: „Manche Philosophen Persiens lehren: Die Wirkung be¬ 
sitzt zwei Seiten. Durch die eine gleicht sie der Ursache (das Dasein) 
durch die andere unterscheidet sie sich von dieser (die Wesenheit). Diese 
Lehre stimmt mit der Avicennas (Metaphysik) iiberein“. „In den „Ant¬ 
worten an Behmenjar“ beweist Avicenna, dal's ein Körper keinen Geist 
verursachen kann; denn ein Körper wirkt nur in seiner Lage und bewirkt 
daher auch nur solche Wirkungen., die Lage besitzen.“ 
2) Glosse: „Die Peripatetiker beweisen die Einheit Gottes, indem sie 
lehren: sein Wesen ist das Dasein. Dieses kann dann nur eines sein, 
da in ihm Individuum und Wesenheit zusammenfallen. Die bekannte 
Schwierigkeit des ihn Kammüna lautet: Das notwendige Sein (das Wesen 
Gottes) könnte auch in mehreren Individuen, die notwendig seiend wären, 
existieren“. 
3) Glosse: „In meinem Werke: „Die vier Reisen“ habe ich einen 
anderen Beweis für die Einheit Gottes aufgestellt“ (309). „Gott steht 
durch sich selbst in Relation zu den kontingenten Dingen, nicht durch 
eine besondere Eigenschaft.“ Dafs Wissen und Wollen in Gott identisch 
sind entnahm der Kommentator (Schiräzi 1311) aus einer anderen Schrift 
Suhrawardis. Ich (Schirazi 1640) habe diesen Gedanken in einer Schrift 
des Ämiri (abul Hasan) gefunden, die den Titel trägt: Die Grenze der 
Ewigkeit (alamad alal abad). Dort wird sie auf Empedokles zurückgeführt.
	        
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