Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

(also vollkommene) Definition der Bewegung; denn alle kon¬ 
tingenten Dinge fallen nach Suhrawardi unter fünf Kategorien 
(aufgestellt gegen die zehn des Aristoteles): Substanz, Quantität, 
Qualität, Relation und Bewegung. Durch den Ausdruck 
„Gestalt“ ist die Substanz ausgeschlossen, durch den: „deren 
dauernder Bestand undenkbar ist“ alles Dauernde (Unver¬ 
änderliche) aus den Kategorien der Quantität, Qualität und 
Relation. Auch die Zeit fällt aufserhalb jener Begriffs¬ 
bestimmung, denn sie ist nicht per se, sondern nur auf Grund 
ihres Substrates veränderlich, da sie das Mafs der Bewegung 
ist (395. Der Glossator Schiräzi hält dieser Definition die 
des Aristoteles entgegen). Es müssen daher ewige Bewegungen 
bestehen, die nicht geradlinig sein können, da derartige Be¬ 
wegungen zeitlich ablaufen. Sie müssen also kreisförmige 
sein, die nicht von Naturkräften ausgehen können; denn diese 
sind dem zeitlichen Vergehen unterworfen. Die kreisförmige 
und als solche vollkommene tägliche Bewegung (397) des 
Himmels ist die Ursache für das Entstehen der sublunarischen 
Dinge. Dafs eine Einwirkung der Gestirne auf die niedere 
Welt stattfindet, geht daraus hervor, dafs das Meer „an¬ 
schwillt“, wenn der Mond voll ist, und dafs es abebbt, wenn 
er abnimmt (398). Der Zweck der Sphärenbewegungen ist 
der, dafs das Licht der Sterne an alle Teile des Weltalls 
gelange (400). Mit Unrecht lehren die Peripatetiker: Die 
Bewegungen einer Sphäre seien alle gleich. Die verschiedenen 
„Erleuchtungen“, die von der Geisterwelt ausgehen, bewirken 
die Verschiedenheit der Sphärenbewegungen. Letztere sind 
nur ein Abbild der Bewegungen, die in der Welt der Intelligenzen 
eminentiori modo bestehen (401). 
Der „Würde“ der Ursache entspricht die der Wirkung. 
Ha nun die materiellen Dinge von verschiedener Dignität 
sind, kann man schliefsen, dafs ihre geistigen Ursachen eine 
ebensolche Stufenordnung aufweisen (402). Auf der untersten 
Stufe des Seins steht die Hyle, die wesentlich verschiedene 
Formen aufnehmen kann. — Dem Gemeinsamen (403) in der 
niederen Welt mufs etwas Gemeinsames in der höheren, dem 
Verschiedenen hier auch etwas Verschiedenes dort entsprechen. 
~~ Die Kausalbeziehung zwischen der höheren und niederen 
^elt bedingt jedoch kein zeitliches Später der Wirkung, 
Philosophische Abhandlungen. XXXVIII. 4
	        
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