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denn die Ursache besteht zugleich mit der Wirkung der
Zeit nach, wenn jene auch dem Wesen nach früher ist wie
diese. — Das Gleichgeordnetsein der Wirkungen der himm¬
lischen Agenzien in der Körperwelt weist darauf hin, dafs
auch die entsprechenden Ursachen gleichgeordnet sein müssen.
Der Parallelismus der beiden Welten wird dadurch gewahrt.1)
i) Glosse: „Der Verstand ist actu alle Dinge (389, wenn er sie
denkt).“ „Ibn Malka (391) tadelte, wie Tüsi (Kommentar zu Avicenna)
berichtet, die alten griechischen Philosophen, weil sie gelehrt hatten: Gott
bewirke nur durch Vermittlung die niederen Dinge. Daraus
schlossen die Aschariten mit Unrecht, dafs dann die menschlichen Hand¬
lungen nicht von Gott ausgehen könnten. Es folgt vielmehr nur, dafs
für ein Ding zwei wirkende Prinzipien vorhanden sein können.“ „Plato
lehrte (392), die Welt sei zeitlich entstanden. — Behmenjar (tahsil) be¬
richtet die Lehre: Die Bewegung sei identisch mit der Physis. Er lehnt
sie jedoch als unrichtig ab — vgl. Aräbi: Weisheitssprüche (fusüs
alhikam).“ „Die reinen Lichter (393) nannte die grofse Menge der
griechischen Philosophen aktive Intellekte, die Schule des Aristoteles:
Erkenntnisformen, die dem Wesen Gottes anhaften, Plato und seine An¬
hänger: Ideen, die Aschariten: göttliche Eigenschaften, die liberalen
Theologen: Modi (vgl. die Lehre des abu Haschim), die pantheistischen
Mystiker (Snfija): Namen und dauernde Individua (als Erscheinungsformen
des Urseins. Schiräzi will betonen, dafs Suhrawardi mit seiner Lichtlehre
nichts wesentlich Neues vorbringt, und dafs alle Philosophen in einer
Philosophia perennis übereinstimmen). Dafs wir einer unvergänglichen
Welt zupilgern, lehren Thaies von Milet, Anaximenes, ebenfalls von Milet,
Empedokles, Pythagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles und andere.“
„Aristoteles verfafste eine besondere Abhandlung über das zeitliche Ent¬
stehen der Welt. In unserer Schrift Uber dieses Problem haben wir über
dieselben berichtet und sie kommentiert.“ „Während die Hyle für die
beständige Veränderung und Erneuerung aufnahmefähig ist, erzeugt der
Intellekt des Himmels die Naturkraft, die die Veränderung bewirkt. So
haben wir es in unserer Schrift (wohl die über das zeitliche Entstehen
der Welt) ausgeführt (394) (— Avicenna und Aristoteles werden vielfach
zitiert — 400). In der Schrift: „Die Prinzipien des Weltalls“ (mabadi
alkull) zeigt Aristoteles, dafs der Beweger des Himmels nur einer sein
kann. „Plato lehrte (408): Gott war in der Ewigkeit, ohne dafs irgend
ein Wirkliches (rasm) aufser ihm bestand.“ Die Welt wurde dann also
zeitlich erschaffen. „Aristoteles berichtet in der mit klein Alpha be-
zeichneten Abhandlung der Metaphysik, Plato habe in der Lehre von der
Zeitlichkeit der Welt dem Aphratos widersprochen. Im Timaeos lehrt
Plato (409), Gott habe die Welt von einem chaotischen in einen ge¬
ordneten Zustand übergeführt. Das Chaos sei ewig. Aristoteles glaubt
infolgedessen, Plato habe in seiner Lehre geschwankt. Im Phaedon be-