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Das Kontingente kann weder im Zustande des Entstehens
noch in dem des Dauerns seine Wirkursache entbehren; denn
es bleibt seinem Wesen nach immer kontingent, also von einer
Ursache abhängig. Das Haus bleibt freilich nach dem Tode
des Baumeisters (Schulbeispiel!) bestehen, letzterer ist aber
nicht die Ursache des Hauses, sondern nur seines zeitlichen
Entstehens, des Gebautwerdens. Vielfach fallen jedoch die
Ursachen des Entstehens und des Objektes selbst (und seiner
Dauer) zusammen, z. B. das Gefäfs, indem es dem in ihm ent¬
haltenen Wasser seine eigene Gestalt verleiht. Gott ist in
Beziehung auf alle existierenden Dinge (417) die doppelte
Ursache des Daseins und des Dauerns. Daher mufs seine
Einwirkung die Dinge ununterbrochen im Dasein erhalten.
Die Getreuen von Basra, so fügt Schiräzi kommentierend
hinzu, lehrten: Die Seelen der Sphären vereinigen sich nach
langen Zeitläufen mit den reinen Geistern, die Körper der
Sphären verlassend. Mit den Sphären verbinden sich dann
einige vollkommene Menschenseelen, indem sie diese himm¬
lischen Körper in Bewegung setzen und in ihnen lange Zeiten
hindurch verweilen. Dadurch erlangen auch sie mit der Zeit
höhere, rein geistige Entelechien, so dafs auch sie sich von
den Körpern der Sphären trennen müssen, um zum Reiche der
Intelligenzen aufzusteigen und anderen Seelen Platz zu machen.
In dieser Weise findet ein endloses Aufsteigen von Seelen in
das Reich der Geister statt.1)
i) Glosse: „Ein Materialist (Dahrit) fragte den Aristoteles: Weshalb
hat Gott die Welt erschaffen, nachdem sie nicht vorhanden war? Ari¬
stoteles: Die Frage des Weshalb kann man betreffs Gottes nicht stellen
(410).“ „In unserer Abhandlung haben wir gezeigt, dafs die alten Philo¬
sophen der Griechen, besonders Aristoteles und Empcdokles („Abrakles“)
die Ewigkeit der Welt nicht gelehrt haben. Jene Lehre entstand nur,
weil die jüngeren Philosophen die Intentionen jener alten nicht ver¬
standen. Empedokles brachte die bekannte Schwierigkeit auf, weshalb
Gott in diesem Augenblicke die Welt erschuf, während er sie vordem
nicht hervorbrachte.“ „Avicenna (412) berichtet von Themistius aus
Aphrodisias die Lehre: Die himmlischen Substanzen üben eine Vorsehung
betreffs der niederen aus. Dabei kann aber das Edlere nicht wegen des
Unedleren (Irdischen) handeln. Zwischen diesen beiden Lehren suchte
man dadurch auszugleichen, dafs man behauptete: Der nächste Zweck der
Sphärenbewegung ist das Sublunarische. Das letzte Ziel derselben be¬
steht aber darin, dafs die Sphärenseelen sich dem reinen Guten ver-