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Der Glossator Schirdzi fügt hinzu: Jedes Ding, dafs ein
Ziel erstrebt, rnufs dieses erreichen. Wenn die Seelen sich
den reinen Geistern ähnlich zu werden streben (wie es all¬
gemeine Lehre ist), müssen sie auch zu Geistern werden.
Dafs die Welt der Himmel unveränderlich sei, haben wir be¬
reits oft widerlegt. In der seelischen Welt der Sphären (wie
auch der Menschen) findet also eine beständige Entwicklung
zum Vollkommeneren statt, „indem die Seelen die Objekte
ihrer Sehnsucht allmählich erreichen“. Jedes physische Sein
besitzt eine natürliche Sehnsucht in sich, durch die sein Wesen
zu einer höheren Seinsstufe hingezogen wird. Die Lehre der
Getreuen von Basra ist der Wahrheit sehr nahe ’) — vgl.
Aräbi: Die mekkanischen Eroberungen, Kap. 306.
ähnlichen wollen.“ „Razi (414) opponierte gegen die Lehre: ans dem
Einfachen kann nur ein Einfaches entstehen, indem er darauf hinwies,
dafs die aus der Geisterwelt entstehenden „einfachen“ Körper Träger
verschiedenartiger Zustände und in diesem Sinne zusammengesetzt seien,
obwohl sie von durchaus einfachen Ursachen, den Geistern (die die
Sphären erzeugen) verursacht seien.“ „Nach Kindi (421) entsteht das
Feuer aus der Reibung der Sphären und der Luft.“ „Das Fundament
(422) aller Dinge ist das Sein. Die Wesenheit ist etwas Sekundäres in
Bezug auf das Sein. Wenn daher ein Wirkliches das Sein des Feuers,
d. h. die bestimmte Existenzform des Feuers besitzt, hat es auch dessen
Wesenheit — vgl. Avicenna und Aristoteles.“ Zu Unrecht leugnet daher
Suhrawardi das Element des Feuers. Entgegen der Lehre von dem „ab¬
strakten Körper“ (428), der Substrat der Wesensformen sein soll, ver¬
teidigt Sch. die aristotelische Lehre von der Hyle. „Einige der alten
griechischen Philosophen (434) lehrten: Die Seele besteht aus Funken der
Himmel.“ „Die Wirkung ist nach Avicenna (440) von der Beschaffenheit
des aufnehmenden Prinzipes bestimmt. Farabi (442): Das Iudividuations-
prinzip ist die besondere Existenz selbst. Dauwäni (443; Kommentar
zu Suhrawardi: Die Tempel des Lichtes) wird in der Frage der Prä¬
existenz der Seelen zitiert. Im Phaedon und Timaeus bespricht Plato die
Ursache des Herniederfallens der Seelen aus einer höheren Welt auf diese.
Darüber vergleiche man (445): Theologie des Aristoteles (die Seelen
kommen auf die Welt herab bedeutet, sie geniefsen dieselbe, Suhrawardi:
mutarahat, Dauwäni: Kommentar zu den Tempeln des Lichtes (von Suhra¬
wardi), ibn Kammuna: Kommentar zu den Erklärungen (talwihat von
demselben), die Erzählung von Salmän und Absäl, die von der Turteltaube,
die in Kalila wa Dimna erwähnt wird, die von Hai, dem Sohne des Jakzän
und Platos Schriften. Avicenna verfafste ein besonderes Gedicht, das das
Herniederfallen der Seele auf diese Welt behandelt (Br. I, 455 Nr. 35).“
!) Es ist sehr naheliegend, dafs Schiräzi — +1640 — sich durch den
oben angeführten Kommentar und die Lehre der lauteren Brüder in seiner