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an den Verdunstungen des Wassers (durch die Sonnenstrahlen)
wahrnehmen können. Das erste Prinzip aller Bewegungen ist
daher das Licht. Der Donner ist ein Geräusch das, aus dem
Aufeinanderstofsen, der Erschütterung und Bewegung der
„Dämpfe“ (Wolken) entsteht. Der Blitz, der diese Bewegungen
verursacht, geht ihm voraus. — Wärme und Bewegung (433)
erfordern sich gegenseitig, um das zu erlangen, wofür sie
geeignet sind. Auch das Verlangen ist eine Ursache von Be¬
wegungen. Es ist der „Bruder des unkörperlichen, befehlenden
(isfahbad) Feuers (d. h. Geistes) im Menschen“. Die voll¬
kommenen Seelen sind „Stellvertreter Gottes“, da sie ebenso
wie Gott Bewegungen ausführen. Daher (435) führte man
auch die Verehrung des Feuers in Feuertempeln ein. Der
erste, der dies auf brachte war Schank. Ihm folgten Gamschid,
Afridün, Kai-Husrau (Kyrus) und andere Könige, ferner Zara-
duscht.
Da die ältesten Philosophen glaubten, die Qualitäten seien
die Wesensformen der Dinge und diese müfsten als unwandel¬
bar gelten, lehrten sie, in den Qualitäten könne keine Ver¬
änderung statthaben. Die Bewegung bewirkt also keine neue
Wärme. Sie bringt vielmehr die Hitze, die in dem Objekte
verborgen war (vgl. die Lehre vom Kumün bei Nazzäm ca. 845)
zur Sichtbarkeit. Daher werden diese Philosophen die Ver¬
teidiger der „Verborgenheit“ genannt. Diese Lehre ist zu
verwerfen; denn das Wasser müfste im Innern kalt werden
wenn das Erhitztwerden darin bestände, das die im Innern
verborgene Hitze nach aufsen hervorträte (436). Der Vorgang
des Erhitzens beruht also auf einer Qualitätsveränderung, nicht
auf Feuerteilchen, die nach der Lehre mancher, in den Körper
eindringen. — Die „Mischung“ ist eine mittlere Qualität
(zwischen den Eigenschaften der beiden Komponenten liegend),
d. h. eine dauernde Form (keine Substanz), die nicht teilbar
ist (also verschieden von der Quantität), noch eine Relation
besagt. Sie entsteht dadurch, dafs beim Zusammentreten von
zwei Elementen (438) die Qualität (nicht die Wesensform) des
einen auf die Materie des andern einwirkt. Eine direkte
Beeinflussung der Form oder Qualität des einen durch die
Form oder Qualität des andern ist nicht denkbar, da dabei
das Ding, das sich aktiv verhält, zugleich passiv sein müfste.