Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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an den Verdunstungen des Wassers (durch die Sonnenstrahlen) 
wahrnehmen können. Das erste Prinzip aller Bewegungen ist 
daher das Licht. Der Donner ist ein Geräusch das, aus dem 
Aufeinanderstofsen, der Erschütterung und Bewegung der 
„Dämpfe“ (Wolken) entsteht. Der Blitz, der diese Bewegungen 
verursacht, geht ihm voraus. — Wärme und Bewegung (433) 
erfordern sich gegenseitig, um das zu erlangen, wofür sie 
geeignet sind. Auch das Verlangen ist eine Ursache von Be¬ 
wegungen. Es ist der „Bruder des unkörperlichen, befehlenden 
(isfahbad) Feuers (d. h. Geistes) im Menschen“. Die voll¬ 
kommenen Seelen sind „Stellvertreter Gottes“, da sie ebenso 
wie Gott Bewegungen ausführen. Daher (435) führte man 
auch die Verehrung des Feuers in Feuertempeln ein. Der 
erste, der dies auf brachte war Schank. Ihm folgten Gamschid, 
Afridün, Kai-Husrau (Kyrus) und andere Könige, ferner Zara- 
duscht. 
Da die ältesten Philosophen glaubten, die Qualitäten seien 
die Wesensformen der Dinge und diese müfsten als unwandel¬ 
bar gelten, lehrten sie, in den Qualitäten könne keine Ver¬ 
änderung statthaben. Die Bewegung bewirkt also keine neue 
Wärme. Sie bringt vielmehr die Hitze, die in dem Objekte 
verborgen war (vgl. die Lehre vom Kumün bei Nazzäm ca. 845) 
zur Sichtbarkeit. Daher werden diese Philosophen die Ver¬ 
teidiger der „Verborgenheit“ genannt. Diese Lehre ist zu 
verwerfen; denn das Wasser müfste im Innern kalt werden 
wenn das Erhitztwerden darin bestände, das die im Innern 
verborgene Hitze nach aufsen hervorträte (436). Der Vorgang 
des Erhitzens beruht also auf einer Qualitätsveränderung, nicht 
auf Feuerteilchen, die nach der Lehre mancher, in den Körper 
eindringen. — Die „Mischung“ ist eine mittlere Qualität 
(zwischen den Eigenschaften der beiden Komponenten liegend), 
d. h. eine dauernde Form (keine Substanz), die nicht teilbar 
ist (also verschieden von der Quantität), noch eine Relation 
besagt. Sie entsteht dadurch, dafs beim Zusammentreten von 
zwei Elementen (438) die Qualität (nicht die Wesensform) des 
einen auf die Materie des andern einwirkt. Eine direkte 
Beeinflussung der Form oder Qualität des einen durch die 
Form oder Qualität des andern ist nicht denkbar, da dabei 
das Ding, das sich aktiv verhält, zugleich passiv sein müfste.
	        
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