Full text: Die Philosophie der Erleuchtung nach Suhrawardi (+1191)

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den vollkommenen Tieren gleich (während den unvollkommenen 
ein Sinn oder mehrere, z. B. dem Maulwurf der Gesichtssinn 
fehlen, Kommentar). Der Tastsinn beruht auf dem Pneuma, 
das in der ganzen Haut des Leibes verbreitet ist und den 
Träger für alle Sinnestätigkeiten abgibt. Er empfängt von 
den vier primären Qualitäten Einwirkungen, insofern dieselben 
der Mischung des Organes konträr sind; denn einen Beiz kann 
nur das Konträre nicht das Wesensgleiche oder Ähnliche aus¬ 
üben. Der Geschmack erkennt die Arten des Geschmackes an 
tastbaren Körpern, die sich mit der in sich geschmacklosen 
speichelartigen Flüssigkeit der Zunge vermischen (453). Das 
Gehör nimmt den Klang wahr, indem dieser durch eine wellen¬ 
förmige Bewegung der Luft in die eustachische Bohre des 
Ohres übertragen wird. Das Echo besteht in solchen Schall¬ 
wellen, die von einem Hindernisse zurückgeworfen werden (454). 
Das Gesicht erkennt sein Objekt durch Vermittlung eines 
diaphanen Körpers, indem das Objekt dem Blicke einfach 
gegenübertritt. Ein Ausströmen von Sehstralen aus dem Auge 
oder ein Einströmen eines optischen Bildes in die kristallinische 
Flüssigkeit des Auges finden nicht statt (457). 
Wie die himmlische Welt in der irdischen ihr Abbild hat 
(459) so sind auch innerhalb des Menschen die ihm zusammen¬ 
setzenden Welten Geist und Körper parallel. Das Licht ist 
auf Grund seines Wesens „mitteilsam“, indem es sich selbst 
auf Grund dieser optischen Wahrnehmung auf dasselbe zufliegen. Jede 
Sinneswahrnehmung (454) findet dadurch statt, dafs das entsprechende 
sinnliche Bild aus dem Himmelreiche, in dem die Seelen (nicht die reinen 
Geister) weilen, entsteht und zwar losgelöst von der Materie, jedoch nicht 
von der Relation zu ihr, und der Seele des Menschen in der Weise in- 
härierend, wie ein Ding in seinem wirkenden Agens, nicht etwa in dem 
aufnehmenden Prinzipe inhäriert: (Die genannte untere Schicht des Himmel¬ 
reiches ist die der sogen. Schemen, der platonischen Ideen und Phan¬ 
tasiebilder). Tüsi (455) lehrt in seinem Kommentare zu Avicenna, dafs 
aus einem einzigen Prinzipe viele Dinge hervorgehen können, wenn die 
Weise des Hervorgehens eine Verschiedenheit und Ordnung enthält“. Der 
Kommentator führt S. 456 f. die Lehre Avicennas von den fünf inneren 
Sinnen an. Faränis Darstellungen (z. d. Ringsteinen Farabis) stimmt da¬ 
mit fast wörtlich iiberein. Der Glossator bemerkt: „Es gibt den Fähig¬ 
keiten des Menschen entsprechend fünf Welten, die 1. der toten Körper, 
2. der äufseren Wahrnehmung, 3. der vorstellenden Phantasie, 4. der ästi- 
mativa (Instinkt) und 5. des Verstandes, ein Parallelismus der Welten“.
	        
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