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anderen mitteilt. Daher ist auch das „befehlende“ (isfahbad)
Lieht d. h. die Seele „mitteilsam“, indem sie ihre Eigenschaften
dem Körper übermittelt. In Beziehung zu der ihr übergeord¬
neten Welt besitzt sie die Eigenschaft der Liebe, in der zur
ihr untergeordneten die der Übermacht. Erstere wird in ihrer
Ausstrahlung auf den Körper die potentia concupiscibilis, letztere
die irascibilis. Der Abstraktionskraft des Geistes, die die
Universalia in sich aufnimmt, entspricht im Leibe die er¬
nährende Kraft, die andere Körper sich assimiliert (459), der
Kraft des Geistes (d. h. Lichtes) Strahlen auszusenden, die
ihm wesensgleich sind, entspricht im Körper die Erzeugungs¬
kraft. Die menschlichen Körper (460) sind als Spezies Ab¬
bilder des „heiligen Geistes“, d. h. der platonischen Idee des
Leibes, und als Iudividua Abbilder der einzelnen Seelen (461).
Die Verschiedenheit der genannten Fähigkeiten wird dadurch
erwiesen, dafs 1. sie nicht gleichzeitig auftreten, sondern
trennbar sind, 2. ihre Wirkungen und Funktionen sich als ver¬
schieden ausweisen, 3. und die einen vernichtet werden, wenn
die andern zur Vollendung gelangen.1)
*) Glosse: „Es gibt (480) drei Stufen von Engeln (entsprechend den
Stufen des Weltalls) irdische, himmlische und göttliche.“ „Arabi (467) lehrt:
die Seele bewirkt ihre Vorstellungsbilder. Sie empfängt dieselben nicht
passiv“. „Nach unserer Lehre (469) ist die ästimativa identisch mit dem
Wesen der Seele. Jedoch ist deren Wesen durch die Verbindung mit
dem Leibe von der geistigen Welt abgezogen.“ „Budäsaf (Buddha) lehrte
(476) das Aufsteigen der Seele zu Gott durch die Seelenwandlung.“ „In
der Schrift über das Opfer (Br. 1 454, Nr. 11) bespricht Avicenna die
schlechten Dispositionen, die der Seele auch nach ihrem Tode noch an¬
haften bleiben (477).“ Aristoteles (480) zeigt in der Metaphysik, dafs die
Seele nicht wie der Leib zeitlich entstehe. Gegen die Seelenwanderung
nimmt auch Tabit bn Karra Stellung. In der Natur gebe es nichts Zweck¬
loses. Eine Seele ohne Leib wäre aber zwecklos. In dem Übergange
von einem Körper zu dem anderen wäre die Seele als belebendes Prinzip
jedoch ohne Leib, also zwecklos, d. h. ohne die ihr entsprechende Funktion.
Das Gleiche lehrt Avicenna in der Schrift „al udhwija“ (Br. I 454, Nr. 11).“
„Faräbi und Avicenna lehren daher, dafs von der Seele nur der rein
geistige Bestandteil nicht das animalische und vegetative Prinzip, nach
dem Tode fortbestehe.“ S. 482 zitiert Schirazi die Bingsteine Faräbis
(Nr. 8). „Avicenna (484) bringt den Beweis des Plato und Pythagoras für
die Seelenwanderung: Manche Seelen erwerben tierische Dispositionen.
Daher müssen sie in Tierleiber wandern. Er vermag denselben nicht hin¬
reichend zu widerlegen. In unserer Schrift: „Das erste Prinzip und die