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Full text: Der Bildungswert des altsprachlichen Unterrichtes und die Forderungen der Gegenwart

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lieh großartigen historischen Einsichten am meisten entspricht. 
Zweifellos hat Wilamowitz darin recht, dass die Kenntnis der 
griechischen Sprache den Schlüssel bietet zum Verständnisse einer 
anderthalbtausendjährigen Cultur. Ebenso wahr ist es, dass 
durch das intensive Studium des griechischen Schriftthums nach 
modernen psychologischen, ethnologischen und historischen Me¬ 
thoden einerseits, sowie durch eine Reihe glücklicher Funde 
andererseits unsere Einsicht in die einzelnen Phasen dieser Cultur- 
entwicklung außerordentlich viel gewonnen hat. Ja man muss 
sagen, dass durch die inschriftlich gesicherte Datierung der 
orphischen Texte sowie durch die neugefundenen Evangelien¬ 
fragmente ganz neue historische Perspectiven eröffnet wurden, in¬ 
dem sich bereits in früher griechischer Zeit geistige Bewegungen 
erkennen lassen, die in fast ununterbrochener Reihe bis zum 
Christenthume führen. Allein um diese historischen Einsichten 
auch nur verständlich zu machen, wäre es nöthig, einen wissen¬ 
schaftlichen Apparat zu entfalten, der im Schulunterrichte nie¬ 
mals einen Platz finden wird. Will man namentlich die Cultur- 
entwicklung der hellenistisch-römischen Zeit studieren, so ge¬ 
hören dazu neben den sprachlichen Kenntnissen so gründliche 
Studien auf dem Gebiete der Philosophie, Theologie und Wissen¬ 
schaftsgeschichte, dass ein praktischer Schulmann den Gedanken 
gar nicht fassen kann, in diese Entwicklung die Schüler ein¬ 
führen zu wollen. Wenn die Schüler auch ausgiebige Proben 
des hellenistischen und des altchristlichen Griechisch zu lesen 
bekommen, so bekommen sie noch immer keine Ahnung der 
höchst complicierten, für unsere Denkweise oft sehr schwer ver¬ 
ständlichen Geistesströmungen dieser Zeitperioden. Dazu kommt 
noch, dass es da oft recht unerquickliche ungesunde Dinge zu 
erörtern gäbe, die für den feinfühligen Lehrer oft sehr peinlich 
wären. Wilamowitz hat uns trotzdem durch seine Reform¬ 
vorschläge und deren Begründung, namentlich aber durch sein 
Lesebuch zu großem Danke verpflichtet. Dieses Lesebuch durch- 
zublättern, ist für den Freund und Kenner des Griechischen ein 
Hochgenuss, es durchzuarbeiten, für den angehenden Philologen
	        
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