der Mehrzahl der Schüler zugemuthet werden könnte, diese
Schwierigkeiten zu bewältigen.
Dagegen sind, wie gesagt, die Gedanken der Griechen un¬
gleich einfacher, ohne deswegen selbstverständlich zu sein. Was
Demosthenes über die Ehrenpflichten Athens, was er über die
Bestechlichkeit, was er an allgemein politischen Grundsätzen
vorbringt, das ist verständlich, ist einfach und klar und dabei
doch in hohem Grade bedeutend und eindrucksvoll. Oder wenn
wir in Platons Apologie den Satz lesen (p, 35 C): cm srci rautcp
xdWtojtat 6 StxaalsJjc srcl xaror/aplCsaflm ra Sbcata, aXX’ src't rw
xptvetv taüm (nicht dazu sitzt der Richter da, um mit der Ge¬
rechtigkeit eine Gunst zu erweisen, sondern um ein gerechtes
Urtheil zu sprechen), so ist dieser Satz verständlich, allgemein
oiltiff und dabei in keiner Weise veraltet. Darum werden die
alten Griechen immer die wertvollste Schule für die Jugend
bleiben, und es wird den Reformatoren unseres Gymnasiums
sehr schwer fallen, einen Bildungsstoff zu finden, von dem
man mit Wahrheit sagen könnte, er sei vobzou avTlppcuroc- Zu¬
gleich kann der citierte Satz als Beweis dafür dienen, dass nur
die Kenntnis des Originals das volle Verständnis vermittelt.
Der Gegensatz von 7.otTV.y_aptC£ai)'ai und zpivsw tritt in keiner
Übersetzung auch nur annähernd so scharf hervor, und das
beiderseitige Objectsverhältnis dieser Verba zu Smmo. und rao-cx
ist gar nicht wiederzugeben.
Gestatten Sie mir, verehrte Herren, noch einige Bemerkun¬
gen über einzelne Autoren, weil sich da am passendsten Ge¬
legenheit findet, auf die verschiedenartigen Bildungselemente
hinzuweisen.
Homer als Dichter zu preisen, hieße offene Thüren ein-
laufen. Auch als Jugendleetüre ist sein Wert anerkannt. In
Deutschland und bei uns wird ein erheblicher Theil der Zeit,
die für den griechischen Unterricht verfügbar ist, der Homer-
Lectüre gewidmet, und Wilamowitz hat vielleicht nicht unrecht,
wenn er meint, dass hier zuviel geschieht. Es wäre auch bei
uns angezeigt, die frühere Einrichtung, wonach zwei Tragödien