III.
Wenn jemand in unverschuldetem Nothstand zur Ret
tung seiner Person oder seiner Güter in einen fremden Rechts
kreis verletzend eingreift, wer hat den Schaden zu tragen*):
der Angreifer oder der Angegriffene?
Nach römischem Recht hat bekanntlich der Verletzte den
Schaden zu tragen: der im Nothstand Handelnde ist nicht er
satzpflichtig^). Es erklärt sich dies aus der römischrechtlichen
^ Auffassung und Behandlung des Schadenersatzes unter dem
' Gesichtspunkt der Strafen): der im Nothstand Angreifende
handelt rechtswidrig, er ist aber nicht strafwürdig,
I) Es handelt sich hier nur um die civilrechtliche, nicht um die straf
rechtliche Verantwortlichkeit. Wendt Pandekt. M. 2s. es postulirt frei
lich die Einheitlichkeit der Grundlagen beider Haftungen und behauptet,
daß das Privatrecht „keinen eigenen und selbständigen Deliktsbegriff" habe;
vgl. aber dagegen Binding Handb. des Strafr. I S. 765 Note 30 und
schon H älsch n er System des preuß. Strafr. I S. 271 fg; ferncr Per-
nice Labeo II S. IS Note 13.
2) I„ 2g K. 3. L. 49 Z. 1 o. aä lex. ^guil (9. 2). I^. 3 K. 7 O.
do inceuä. (47. 9). l-. 7 H. 4 gnoä vi (43. 24). l,. 14 pr. O. äs prasser.
vsrd. (19. S).
3) Gerade in Beziehung auf die I-ex ^quiNu sagt 6«j. Inst. III
Z 211: Injuria antern veciäsrs intsllixitur, evsus äolo aut culpu irl
aecillerit .... itugus impunitus est gui sine culpa et ävlo mslu
casu quoäain «Zuruvuin cvininitlit. ^. 30 ß 3 O. «ä lex. ^quil. (9. 2): In
Nao actione .... äolus ot culpa puultur. — Vgl. Jh ering Schuld
moment S. 39 fg. (Verm. Schrift. S. 198 fg.). lieber die wesentliche
Verschiedenheit von Strafe und Schadenersatz vgl. die trefflichen Aus
führungen von Binding Normen l? S. 284 fg.