Full text: Wiener Dombauvereins-Blatt Nr. 22 und 23 (2. Serie) 1893 (13.1893,22-23 (2. Serie))

Bi. Henricus de Oyta sind sicher y- begraben» 
worden?) " » A 
Apostelchor heißt dieser große Raum, weil ehemals 
darin ein Altar der hl. Apostel, der Zwelfbotcnaltar, stand, 
nnd weil er als die riesige Erweiterung der alten 
Südapside des roman. Chores erscheint, in welcher 
schon ehemals ein Apostelaltar gestanden. Hieß ja doch 
das nahe Südthor vor diesem Altar das Apostelthor. 
Es ist lange vor dem Rudolphinischen Erweiterungsbau 
von einem Streite die Kunde erhalten, der zwischen dem 
Pfarrer von Wien, Heinrich (dem obersten Schreiber 
des Herzogs), und E l s p e t, der Witwe des Tyl des 
Pucharztes, über eine testamentarische Verfügung des 
letzteren ausgebrochen war. Der Herzog macht dem 
Streit ein Ende 1336. Zugleich erscheint eine wohl 
auf dem Testamente begründete Stiftung zum Apostel- 
altar nnd ein gewisser Reicher erhält das Beneficium. 
(C a m e s i n a's Reg. Nr. 5, 6, 7.) Die Stiftung 
wird vergrößert 1338 (Cam. Reg. Nr. 8) und 1375 
(Cam. Reg. Sir. 30). — Zum Zwelfbotenaltar wird 
eine Syrfeier'schc Stiftung erwähnt, welche 1380 
durch die Urenkel Hans und Paul Syrfeier ver 
mehrt wird (Cam. Reg. 38). Es wird also der Stifter 
jener Hermann Syrfeier sein, welcher 1337 Stadt- 
richtcr war. Diese Stiftung kauft Grund an: 1385 
(Cam. Reg. 41). 
1392 macht E l s p e t, Witwe des Hans von Abs, 
eine Stiftung zu diesem Altar (Cam. Reg. Nr. 53). 
Elspct ist 1394 schon todt, Linhart der Ur 
betsch erscheint als Lehensherr (Cam. Reg. Nr. 54), 
wahrscheinlich weil er schon damals Stadtrichter war, 
als der er bei Wei ß, Gesch. v. Wien, I, S. 548, 
erst im Jahre 1396 erscheint. Weiteres erfahren wir 
von dieser Messe aus den Jahren 1403 (Cam. Reg. 
Nr. 99), 1433 (Cam. Reg. Nr. 310), 1469 (Cam. 
Reg. Nr. 454 und 460). — Außerdem lesen wir 
von einer M a y c r'schcn Messe 1410, einer des 
Michel Vinckh, des Scifricd Kafferswcnt 
e. 1430, der Anna Rehdekker im Fischhof 1432 
und einem Sonnber g'schcn Beneficium. (H o r- 
m a h r, Gesch., I, 2, S. 124). Zusammengefaßt sind 
sie im Bcneficienbuch von 1488 (siehe unser D- V. Bl. 
I, S. 194) unter Nr. 4, 13, 19, 20, 70 (S ch ockl'sche 
Messe) nnd 98. Wenn Ogesscr S. 120 sagt, daß 
Hannold Schüchler zu diesem Altar eine Stiftung 
gemacht habe, wird er Wohl Recht haben, wenngleich 
weder das Cam. Reg. Nr. 24 zum Jahre 1368, noch 
auch das Cam. Reg. Nr. 618 znm Jahre 1539 den 
Altar angeben, wohin die Stiftung gehörte. 
ß Aschbach (Gesch. d. Wiener Univ, I, S. 400) will 
Nüssen, daß diese Beiden im Kaiserchor vor dem St. Jvh. 
Ev.-Altar seien begraben worden. Allein ein solcher Altar 
war ja gar nie im Kaiserchor. Die Quellen, welche A s ch- 
b a ch anführt, sagen nichts von einem St. Joh. Ev.-Altar; 
es gab wohl einen solchen, aber der war nicht im Kaiserchor 
und vor diesem Joh. Ev. wurden die beiden Theologen nicht 
begraben. Es ist eben wieder dem sonst so tüchtigen A s ch- 
b a ch eine kleine Schlcuderhastigkeit unterlaufen, denn er 
hat den St. I v h. Kcnti - A ltnr im Apostclchor, der doch 
viel jüngeren Datums ist, wahrscheinlich brsvi manu zu einem 
Joh. Ev.-Altar gemacht. 
St. I o h n n n c s v o n N enti war erst 1400 geboren, er 
starb >470. 
AUS dein Gesagten lolgt, 'ad fftelaltar ein 
bedeutender Altar war. Als jeo».»- König Max seit 
1493 daran schritt, das großartige Mausoleum seines 
Vaters des Kaisers Friedrich III. gerade hier in der 
Apside des Chores aufzurichten, drohte dem Altar der 
Untergang. Freilich brach die Katastrophe für ihn erst 
1510 an, denn sicher konnte er bei den großen Aus- 
grabnngs- und Fundamentirungsarbeiten nicht zugäng 
lich bleiben. Und als 1513 das Monument dastand, 
mußte der Altar gewiß schon verschwunden sein, denn 
hinter der steinernen Treppe, die znm Monumente 
hinansführt, ist kein Platz für einen Altar, an welchem 
Messe gelesen werden soll. 
Diese Jahre sind es, in denen der Caplan der 
Haunold Schüchler'schen Messe, der sicher auf einem 
anderen Altar seinen Pflichten genügen mußte und 
wahrscheinlich die ewige Lichtstiftung (die zu dieser 
Messe gehörte) eben nicht mehr erfüllen konnte, mit 
seiner Bitte, die Stiftungseinkünftc betreffend (1514), 
lange Zeit nichts ansrichten konnte. — Der Altar muß 
aber schon wieder 1516, freilich nicht an der alten 
Stelle, sondern an der Südwand dieser Apsis neben 
dem Denkmal errichtet worden sein, denn König Max 
macht für diesen Altar eine ewige Stiftung. Doch 
dürfte der Altar recht unbedeutend ansgesehcn haben, 
denn, wie die gemalte Tafel an der hölzernen Wand 
nördlich vom Monumente, wie Tilmez und Ogesser 
erzählen, hat Kaiser Ferdinand zu ewigem Gedächtniß 
seines Urahns, des Kaisers Friedrich den Apostelaltar 
neben dem Denkmal von Neuem errichten lassen. Dort 
war auch ein Bild des hl. Christoph, welchen der 
Kaiser Friedrich besonders verehrt hat. 
Eine spätere Zeit hat den ursprünglichen Platz des 
Apostelaltarcs hinter dem Monumente wieder mit 
einem Altaraufbane angefüllt, so daß das letztere zwischen 
den zwei weit vvrspringcndcn Flügeln des theatralischen 
Altares stand. Vor dem Grabmale stand ein schwarzes 
vergoldetes Eisengittcr. So hat T c st a r e l l a. Mar- 
guard Herrgott's Zeichnung bringt schon einen 
jüngeren Zustand: nicht ein Eisengittcr, sondern eine 
Steinbalnstrade trennte damals den Raum vom Schiffe. 
Auf dem hohen Altäre war das Bild des Gekreuzigten 
von Sandra rt, welches jetzt im nördlichen Flügel 
des Transepts hoch ober der Eingangsthür einen recht 
unpassenden Ort gefunden hat. Aber wohin damit? 
In der Kirche selbst ist kein Platz dafür. Die Be 
schreibung der übrigen Altäre, welche ehemals in diesem 
Chor gestanden haben, übergehe ich, denn es steht von 
ihnen kein einziger mehr, nur zwei Hauptwerke des 
Kaisers Friedrich 111., sein Holzschnitzerei-Altar für 
Nenkloster und sein Mausoleum zieren den bedeutenden 
Raum. 
Die Gräber der beiden großen Wiener Theologen 
Henricus L a n g e n st e i n und Henricus de Oyta 
vor dem Apostelaltar erlitten ungünstige Schicksale: 
nachdem 1460 die gemalten Tafeln mit den Porträten 
dieser wie noch einiger anderer berühmten Wiener 
Professoren beim Answcißen und Rcnovire n 
der Kirche waren entfernt worden, wollte sic der 
Kirchenmeister nicht wieder aufstcllen, es sei denn, daß 
sie renovirt würden. Obgleich nun die theolog. Faeultät 
mit der Renovirnngs-Angelegenheit den Dcean nnd dev
	        
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