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M. Thomas v. HaselPach beauftragte, scheint doch
nichts für Wiederaufstellung der Bilder geschehen zu
fein. Am 17. April 1510 wurden schließlich die Ge
beine des Langenstein und Oyta aus dem
Grabe genommen und in die Katherinakapellc über
tragen (auch die Bilder?). Es mußte Raum geschaffen
werden für die Fundamentirung des Kaiser Friedrich-
Monumentes, denn dessen Aufstellung stand nahe bevor.
(A s ch b a ch, Gesch. d. Wiener Ilniv., I, S. 401)2).
Ich ersuche die Leser, die Schilderung des Kaiser-
Friedrich-Denkmal cs in unserem Blatte, II, S. 26
! dnrchzulesen, da ich längst Bekanntes, das ja auch bei
Ogesser, Tschischka, Schmidt (Feil), Perger,
Don in u. s. w. beisammen zu finden ist, nicht ab
schreiben will. Was ich hier an beschreibendem Materiale
! bringe, soll das Verständuiß des Denkmales fordern
und der geschichtlichen Forschung dienen.
Es sind am Monumente drei Theile zu unter
scheiden: 1. Der Deckel mit dem Kaiserbilde und dem
Wappensims, 2. die Tumba mit ihren Bilddarstellungen
und ihrem Sockel und 3. die Steiubalustrade, zu
deren Höhe man auf einer Marmorstiege gelangen kann,
um das Relief des Kaisers von erhöhtem Standpunkte
überschauen zu können. So nahe es schien, die Balu
strade mit ihrer anscheinend schlichteren Architektur als
jüngere Conception von der Tumba zu trennen, so
unerbittlich zeigt der Augenscheinbefnnd, daß der Sockel
der Tumba von der Balustrade nicht getrennt zu
denken ist. Die Pfeiler der Balustrade (4 starke an
den Ecken und schwächere zwischen ihnen, je zwei an
den Langseiteu und je 1 au den Schmalseiten) haben
auf der inneren Seite, die zur Tumba sieht, Halbsäulen
angesetzt; die Eckpfeiler je eine, die Binnenpfeiler je 3.
Die Basen dieser Halbsäulen sind aber nicht mit den Pfei
lern, sondern mit der Steinmasse des Sockels in organi-
ichem Zusammenhänge, wachsen aus dem Sockel sozusagen
heraus. Die Füße für die Halbsüulen der Pfeiler liegen
aber, nicht unter den Sockeln. Die besprochenen Pfeiler
haben übrigens ihren eigenen Fngenschnitt, welcher in
der unteren Partie mit dem der zwischen den Pfeilern
2) (^.vt. las. IIisvl. III, loi. 2): 1347 kiämo sxxosuit
M vXkHuiis LIsxistri Ileinrivi äs llassia Isliei8 ineinorie ex i„-
oriULvioiie Letisräi deäelli xis ä. äanäos eampaustoridus
aU Sem Stephanum (M nonäum pleus sxpeäiti leerunt
per Lvcitiilliil xreosäsnlsm ut wem LrN»räll8 asseruil.
(^.el. lav. Ilieol. II, lol. 11I>.) 1460 Item in snäsm
''"vAreZntions (15. 8ept. Fest des 8. Hieoinsä. U.) niovit
«vier Ikoinrs äe Hasslpavii äs tnlnilis pivti» epitnMernni
ifati^uornin äootorum viäeliest N. Heiinie! äe Rnssie,
lleinrioi äs Ovtn. U. Lamxsrti äe dslri», .11. kstrl äe
aUcn, U. Hieolsi äe liinklsxülil et LI. Xnreissi >^UL8 enno
Ucvterito in äsalbavos ne renovLvions eoolesis ävposnit Llzr.
b^ste nee voluit rsponi nisi rsnovntns s! xlsesrst laeul-
aä donoreni Osi st Levis st Invultntis nrs et ns evnn-
^osret msmoria prsnuntintornin xntrum et sinsäem lavul-
st nniversitntis nro^ lassve suis vxpsnsis nininns
/ > ^anovnrei aä e>noä nnnnit Inonltns, tnnisn enin
oäernwins expensarnm st »ä iä exs^uenäniu vsennns et
' 1IloniL8 äe liLsIjirvii snnt äepntrcti.
(^et. Ino. tlieol. III, lei. 14I>) ^Prilis 17i nnni äseinii
^vptsr loennänm tnmvnin Isäsrioi 3ii Impsrntoris in nl)8iäe
bostolei-nm teinpli äini stepUnni exkninnnän srnnt oorporn
d,."aoran> äoetornin nrs t'nvnitntm pnin »einrioi äs Ovt.i
Leinris! äs 8n88in itsenm
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8Uprg.p08it.i0HS MLl'INOI'l'8
liegenden Balustradestücke nicht zusammengeht. In dem
Baldachine der Pfeiler sind die 12 Apostel als Haute-
reliefstatueu behandelt. Die Füllungen und Figuren haben
Umrahmungen mit sehr gedrückten Bögen und an deren
senkrechten Gewänden wunderschöne kleine Statuen ver
schiedener Heiligen, von einer Meisterhand gemacht,
wie die entsprechenden Statuen au der Tumba selber.
Der Binnenpfeiler an der Ostwand ist durch eine breite
Doppelstiege aus rothem Marmor gedeckt, auf der der
aufecstandene Heiland nud links und rechts je ein
Engel (mit Leideuswerkzengeu: Nägel und Lanzenspitze)
in Relief dargestellt sind, Arbeiten ungefähr desselben
Werthes, wie die Apostelfignren unter dem Baldachine,
also etwas weniger ausgezeichnet als die kleineren
Figuren.
Auf der Tumba ruht der Kaiser, als ein Mann dar
gestellt, der die kräftigsten Mannesjahre Wohl schon
durchschreitet und der Anlage zum Dickwerdeu unter
liegt. Genauer das Alter zu bestimmen, ist an dem
Bildnisse ebenso schwer, wie das Alter unrasirter
Männer in dem angedeuteten Lebensalter überhaupt
nicht leicht zu errathen ist.
Er kann 54 aber auch 60 Jahre alt sein. Wäre
diese Anschauung richtig, so wurde die Addition dieser
Jahre zum Geburtsjahr 1415 auf die Jahre 1469
bis 1475 (auf oder ab noch eine Jahreslatitude) führen.
Es ist aber keine Frage, daß der Kaiser sich so dar
stellen lassen wollte, wie er 1452 bei der Kaiser
krönung in Rom gekleidet war, vielleicht auch körperlich
ausgesehen haben mochte. Der Künstler konnte
eben nur ein wenig schmeicheln, aber auf das Aussehen
von 1452 nicht zurückgehen, wenn er den Kaiser
eben erst in den Sechziger-Jahren kennen lernte. Ans
dem gothischen Baldachine zu Hänpten des Kaisers ist
ein schönes,' Relief, St. Christoph, welchen der Kaiser
sehr verehrte.
An der Tumba mit ihrer spätgothischeu Durch
dringungs-Architektur betrachte ich n u r die Bilder,
welche in der Tumbawand zwischen die Architektur, als
Füllungen, eingesetzt sind. Es sind Hantreliefs von
bravouröser Ausführung. Ein Bildhauer, Statuarius,
im eigentlichen Sinne des Wortes, hat sie geschaffen,
er hat höchst wahrscheinlich mit der Architektur, dem
Rahmen seiner Bilder, sich nicht beschäftigt.
Die Bilder machen einen Cyclus aus. Das erste
Bild befindet sich dort, wo der Beschauer die Treppe
besteigt, ans der Ostseite des Dcnkmalcs, also nahe
der Ostwand dieses Chorabschlnsscs. Hier fällt uns die
sehr schöne Darstellung, Mariä Krönung durch die drei
bärtigen Personen der allcrheiligstcu Dreifaltigkeit, auf.
Die Cisterzienser, welche der Kaiser 1444 nach Wiener-
Neustadt berufen hat, sind ans dem Bilde fast wie die
Zeugen dieses himmlischen Actes dargcstellt. Der Titel
der Neuklosterkirche in Neustadt lautet: 888. Rrini-
tatsin und der Orden verehrt überall die heil. Maria
(speeiell die Himmelfahrt Mariä) als seine Patronin.
Daher die Darstellung. — Daß dieses Bild das erste
sein soll, zeigt die Inschrift: Iln^srackoris) IHiä(srioi)
lnnchationss) bas sunt: Non(astsrinin) no(vuin)
Orclsinich 8. Rsrnarcki in nova oivitats. Das heißt:
„Dies sind die Stiftungen des Kaisers Friedrich: Das
Neukloster vom Orden des hl. Bernard in Wiener-
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