Full text: Wiener Dombauvereins-Blatt Nr. 22 und 23 (2. Serie) 1893 (13.1893,22-23 (2. Serie))

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M. Thomas v. HaselPach beauftragte, scheint doch 
nichts für Wiederaufstellung der Bilder geschehen zu 
fein. Am 17. April 1510 wurden schließlich die Ge 
beine des Langenstein und Oyta aus dem 
Grabe genommen und in die Katherinakapellc über 
tragen (auch die Bilder?). Es mußte Raum geschaffen 
werden für die Fundamentirung des Kaiser Friedrich- 
Monumentes, denn dessen Aufstellung stand nahe bevor. 
(A s ch b a ch, Gesch. d. Wiener Ilniv., I, S. 401)2). 
Ich ersuche die Leser, die Schilderung des Kaiser- 
Friedrich-Denkmal cs in unserem Blatte, II, S. 26 
! dnrchzulesen, da ich längst Bekanntes, das ja auch bei 
Ogesser, Tschischka, Schmidt (Feil), Perger, 
Don in u. s. w. beisammen zu finden ist, nicht ab 
schreiben will. Was ich hier an beschreibendem Materiale 
! bringe, soll das Verständuiß des Denkmales fordern 
und der geschichtlichen Forschung dienen. 
Es sind am Monumente drei Theile zu unter 
scheiden: 1. Der Deckel mit dem Kaiserbilde und dem 
Wappensims, 2. die Tumba mit ihren Bilddarstellungen 
und ihrem Sockel und 3. die Steiubalustrade, zu 
deren Höhe man auf einer Marmorstiege gelangen kann, 
um das Relief des Kaisers von erhöhtem Standpunkte 
überschauen zu können. So nahe es schien, die Balu 
strade mit ihrer anscheinend schlichteren Architektur als 
jüngere Conception von der Tumba zu trennen, so 
unerbittlich zeigt der Augenscheinbefnnd, daß der Sockel 
der Tumba von der Balustrade nicht getrennt zu 
denken ist. Die Pfeiler der Balustrade (4 starke an 
den Ecken und schwächere zwischen ihnen, je zwei an 
den Langseiteu und je 1 au den Schmalseiten) haben 
auf der inneren Seite, die zur Tumba sieht, Halbsäulen 
angesetzt; die Eckpfeiler je eine, die Binnenpfeiler je 3. 
Die Basen dieser Halbsäulen sind aber nicht mit den Pfei 
lern, sondern mit der Steinmasse des Sockels in organi- 
ichem Zusammenhänge, wachsen aus dem Sockel sozusagen 
heraus. Die Füße für die Halbsüulen der Pfeiler liegen 
aber, nicht unter den Sockeln. Die besprochenen Pfeiler 
haben übrigens ihren eigenen Fngenschnitt, welcher in 
der unteren Partie mit dem der zwischen den Pfeilern 
2) (^.vt. las. IIisvl. III, loi. 2): 1347 kiämo sxxosuit 
M vXkHuiis LIsxistri Ileinrivi äs llassia Isliei8 ineinorie ex i„- 
oriULvioiie Letisräi deäelli xis ä. äanäos eampaustoridus 
aU Sem Stephanum (M nonäum pleus sxpeäiti leerunt 
per Lvcitiilliil xreosäsnlsm ut wem LrN»räll8 asseruil. 
(^.el. lav. Ilieol. II, lol. 11I>.) 1460 Item in snäsm 
''"vAreZntions (15. 8ept. Fest des 8. Hieoinsä. U.) niovit 
«vier Ikoinrs äe Hasslpavii äs tnlnilis pivti» epitnMernni 
ifati^uornin äootorum viäeliest N. Heiinie! äe Rnssie, 
lleinrioi äs Ovtn. U. Lamxsrti äe dslri», .11. kstrl äe 
aUcn, U. Hieolsi äe liinklsxülil et LI. Xnreissi >^UL8 enno 
Ucvterito in äsalbavos ne renovLvions eoolesis ävposnit Llzr. 
b^ste nee voluit rsponi nisi rsnovntns s! xlsesrst laeul- 
aä donoreni Osi st Levis st Invultntis nrs et ns evnn- 
^osret msmoria prsnuntintornin xntrum et sinsäem lavul- 
st nniversitntis nro^ lassve suis vxpsnsis nininns 
/ > ^anovnrei aä e>noä nnnnit Inonltns, tnnisn enin 
oäernwins expensarnm st »ä iä exs^uenäniu vsennns et 
' 1IloniL8 äe liLsIjirvii snnt äepntrcti. 
(^et. Ino. tlieol. III, lei. 14I>) ^Prilis 17i nnni äseinii 
^vptsr loennänm tnmvnin Isäsrioi 3ii Impsrntoris in nl)8iäe 
bostolei-nm teinpli äini stepUnni exkninnnän srnnt oorporn 
d,."aoran> äoetornin nrs t'nvnitntm pnin »einrioi äs Ovt.i 
Leinris! äs 8n88in itsenm 
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reeonlljta apu6 saeellllm 
8Uprg.p08it.i0HS MLl'INOI'l'8 
liegenden Balustradestücke nicht zusammengeht. In dem 
Baldachine der Pfeiler sind die 12 Apostel als Haute- 
reliefstatueu behandelt. Die Füllungen und Figuren haben 
Umrahmungen mit sehr gedrückten Bögen und an deren 
senkrechten Gewänden wunderschöne kleine Statuen ver 
schiedener Heiligen, von einer Meisterhand gemacht, 
wie die entsprechenden Statuen au der Tumba selber. 
Der Binnenpfeiler an der Ostwand ist durch eine breite 
Doppelstiege aus rothem Marmor gedeckt, auf der der 
aufecstandene Heiland nud links und rechts je ein 
Engel (mit Leideuswerkzengeu: Nägel und Lanzenspitze) 
in Relief dargestellt sind, Arbeiten ungefähr desselben 
Werthes, wie die Apostelfignren unter dem Baldachine, 
also etwas weniger ausgezeichnet als die kleineren 
Figuren. 
Auf der Tumba ruht der Kaiser, als ein Mann dar 
gestellt, der die kräftigsten Mannesjahre Wohl schon 
durchschreitet und der Anlage zum Dickwerdeu unter 
liegt. Genauer das Alter zu bestimmen, ist an dem 
Bildnisse ebenso schwer, wie das Alter unrasirter 
Männer in dem angedeuteten Lebensalter überhaupt 
nicht leicht zu errathen ist. 
Er kann 54 aber auch 60 Jahre alt sein. Wäre 
diese Anschauung richtig, so wurde die Addition dieser 
Jahre zum Geburtsjahr 1415 auf die Jahre 1469 
bis 1475 (auf oder ab noch eine Jahreslatitude) führen. 
Es ist aber keine Frage, daß der Kaiser sich so dar 
stellen lassen wollte, wie er 1452 bei der Kaiser 
krönung in Rom gekleidet war, vielleicht auch körperlich 
ausgesehen haben mochte. Der Künstler konnte 
eben nur ein wenig schmeicheln, aber auf das Aussehen 
von 1452 nicht zurückgehen, wenn er den Kaiser 
eben erst in den Sechziger-Jahren kennen lernte. Ans 
dem gothischen Baldachine zu Hänpten des Kaisers ist 
ein schönes,' Relief, St. Christoph, welchen der Kaiser 
sehr verehrte. 
An der Tumba mit ihrer spätgothischeu Durch 
dringungs-Architektur betrachte ich n u r die Bilder, 
welche in der Tumbawand zwischen die Architektur, als 
Füllungen, eingesetzt sind. Es sind Hantreliefs von 
bravouröser Ausführung. Ein Bildhauer, Statuarius, 
im eigentlichen Sinne des Wortes, hat sie geschaffen, 
er hat höchst wahrscheinlich mit der Architektur, dem 
Rahmen seiner Bilder, sich nicht beschäftigt. 
Die Bilder machen einen Cyclus aus. Das erste 
Bild befindet sich dort, wo der Beschauer die Treppe 
besteigt, ans der Ostseite des Dcnkmalcs, also nahe 
der Ostwand dieses Chorabschlnsscs. Hier fällt uns die 
sehr schöne Darstellung, Mariä Krönung durch die drei 
bärtigen Personen der allcrheiligstcu Dreifaltigkeit, auf. 
Die Cisterzienser, welche der Kaiser 1444 nach Wiener- 
Neustadt berufen hat, sind ans dem Bilde fast wie die 
Zeugen dieses himmlischen Actes dargcstellt. Der Titel 
der Neuklosterkirche in Neustadt lautet: 888. Rrini- 
tatsin und der Orden verehrt überall die heil. Maria 
(speeiell die Himmelfahrt Mariä) als seine Patronin. 
Daher die Darstellung. — Daß dieses Bild das erste 
sein soll, zeigt die Inschrift: Iln^srackoris) IHiä(srioi) 
lnnchationss) bas sunt: Non(astsrinin) no(vuin) 
Orclsinich 8. Rsrnarcki in nova oivitats. Das heißt: 
„Dies sind die Stiftungen des Kaisers Friedrich: Das 
Neukloster vom Orden des hl. Bernard in Wiener- 
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