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Neustadt." So wie mm das erste Bild (a» der Schmal
seite) mitten die hl. Maria hat, so auch jedes mittlere
Bild, also Bild 1, 3, 5, 7.
Aber auch die anderen Bilder haben mitten ein
Heiligenbild.
Bild 2. OLVO 8. 6VOL6II (u. s. w.) zeigt
mitten den hl. Georg, Wohl in der Tracht des Ordens
meisters, genugsam gekennzeichnet durch den ihm zu
Fußen liegenden Drachen. Rings um ihn die Ritter
mit ihrem Vorstande. Bezieht sich auf die Bestätigung
des Ordens vom Jahre 1469 st.
Bild 3 stellt in einer idealen Weise die Säcular-
cleriker an der Domkirche und den Bischof von Wiener-
Neustadt vor. Die beiden Jnfulirten können nur sein:
der Propst des Domcapitels Michael A l t k n n d, der
seit 1466 Bischof von Petina war, aber in Neustadt
residirte und der Decan Petrus Engelbrecht,
welcher lange nach Altkunds Tode (der erste) Bischof
von Neustadt wurde. Da Altknnd im Jahre 1470
(4. Aug.) starb, stellt das Bild eine Gruppe aus
diesem Jahre dar. (Siehe Bo ehe im, Chronik von
Wr.-Neustadt, II, 137.)
Das 4. Bild: vor dem hl. Ulrich knieen zwei
infulirte Prälaten, ringsum Chorherren, führt uns
ungesähr in's Jahr 1469 (vgl. Regest Chmel
Nr. 5655 vom 12. Aug. Graz) oder 1470, aus
welchen Jahren wir Schenkungen des Kaisers für die
regulirten Chorherren von St. Ulrich in Neustadt
kennen. (Boeheim, Chronik v. Wr.-N., II, S. 210,
Note 14.) — Zu beachten ist hier die Inschrift:
8. VVLI6I.
Ich hebe dies hervor, weil an diesen 4 Bildern,
welche die Neustüdter Gründungen betreffen, der Titel
der Heiligen lautet: 8Ldi6'I'V8., au den 4 anderen
Bildern wird der Titel VIVV8 verwendet, welcher
für die Heiligen wohl weniger paßt, vielmehr durch
die Humanisten in die Inschriften dürfte gebracht
worden sein. (Siehe in der Note 2: tswxli äiui
8rsx1mni statt sunoti.) Ich werde Wohl nicht sehr
irren, wenn ich mindestens diese Inschriften für
die jüngeren erkläre.
Das 5. Bild mit der Inschrift. . VIVI vv(Mä.vvI
stellt die doppelte (ältere und jüngere) Begründung des
Franziskaner-Klosters in Graz dar, es führt bis in's
Jahr 1463 zurück (zu vgl. ist: vaoiss nasosutis et
suoorssosntis vrovinoius 8srap>bioo-4eustrig.oa6. vatis-
bonas xuA. 138 und 140).
Das 6. Bild: OUVO VIVI v4rVVI u. s. w.
Mitten die hl. Einsiedler Paulus und Antonius, um
sie die Mönches; weist auf's Jahr 1456 (vgl. Egerer,
RraZmkm xurnis 6orvi protosiömitioi. Vinckob. 1663,
puA. 218), da die Pauliner nach Neustadt verpflanzt
wurden.
Das 7. Bild stellt dar die Einverleibung des Klosters
Obcrburg in das Bisthum Laibach. Mitten Maria:
2 Infulirte vor ihr. Heraldisch rechts ein Mönch,
die Brille auf das Buch gelegt. Cleriker, Bürger und
Frauen füllen den Raum. Eine ebenso ideale Dar
stellung, wie das 3. Bild Nach dem Tode des Abtes
0 Urkunde bei Hormayr, Wien, V, Urkundenbuch,
S. 6X0 (wo das Datum 1468 gemäß der Datirung vom
5. Jahre des Papstes Paul II. in 1469 umzurechnen ist).
von Oberburg Kaspar P i n t e r, 1461, verbot der
Kaiser die Wahl eines neuen Abtes, weil er Oberburg
zur Begründung eines neuen Bisthums Laibach (als
Dotation) bestimmt hatte. Gründungsurkunde von1461st.
Die Mönche wählten doch. Streit bis 1465. Als der
Papst die Bisthumsbegründung bestätigte (1469), gab
es keinen Abt von Oberburg, und doch stellt das
Bild höchstwahrscheinlich den Bischof von Laibach und
den Abt von Oberburg unter den zwei Jnfulirten dar.
— Es steht also dem Leser frei, zwischen den Zahlen
1461, 1465, 1469 zu wählen. Inschrift:
8RLir.IVLl VIVU VVL0MI8 Idl 06L(kL)6VL(1
u. s. w. (vgl. I a n i s ch, Topogr -statist. Lexikon von
Steiermark, II, s. v. Obcrbnrg.)
Das 8. Bild führt uns nach Neustadt zurück. In
schrift: VIVI kvRLI n. s. w. Mitten St. Petrus
ans dem Throne, mit dreifacher Krone. Vor ihm zwei
Infulirte, Dominikaner-Mönche füllen den Raum. Es
handelt sich um die Ucbersetzung der Dominikaner aus
ihrem alten Heim, dem spätere» Neukloster, nach
St. Peter, 1444. (Ist es ein Zufall, daß St. Petrus
mit der Tiara einem Christusbilde von Jan van Eyck
sehr ähnlich ist?)
Wie man sieht, dreht sich gerade die bedeutendste
Gruppe in diesem Cyclus um das Jahr 1470 (und
zwar vor dem 4. August), so daß wir annehmen
können, daß vor diesem Zeitpunkte (und wieder nicht
vor December 1468, d. i. der Romreise des Kaisers)-')
mindestens die Visur für das ganze Denkmal mit allen
Bildern, selbst auch für die Balustrade fertig gewesen sein
muß. Die Bilder selber konnten darnach langsam gearbeitet
werden, doch steht fest, daß das Bild, welches die
Regulirten Canoniker von St. Ulrich behandelt, vor 1486
muß fertig gewesen sein, weil in diesem Jahre St.
Ulrich nicht mehr bestand, sondern auf Nimmer
wiedersehen dem Erdboden gleichgemacht wurde, um
dem belagernden Ungarn keinen Stützpunkt zu lassen.
Aehnliches kann auch vom Säcular-Capitel gesagt werden,
doch mit dem Unterschiede, daß es schon 1476 nicht
mehr als solches bestand.
Ich muß mich, da mir Archivalieu über diese Ent-
stehenszeit der Mouumentdarstellungeu nicht vorliegen,
für diese Umgrenzung des Zeitraumes ans die Bilder
allein beschränken, lieber den architektonischen Theil
mit seinen feinen Statuen weiß ich gar nichts. Nur
da ich finde, daß der hl. Leopold dargestellt ist, schließe
ich, daß auch diese Ecke, wo die Statue erscheint, nicht
vor 1469 sei gemacht worden, das heißt, daß auch
sie in die Visur hineingehört, was sich eigentlich von
selbst versteht.
Aber daß die Ausführung dieser Bilder lange Zeit
erforderte, zeigt ihre Arbeit; sie sind in virtuoser
Weise als Hautrcliefs gearbeitet, daß fast jede Figur
frei für sich dasteht und erforderten, abgesehen von der
Feinheit der Gesichter, dem sprechenden Ausdruck, der
st Chmel, Oesterr. Geschichtsforscher, I, S. 344.
st Die päpstl. Bullen, die der Kaiser erwirkte, gehören
alle in den Anfang des Jahres 1469 (d. h. in das fünfte
Jahr des Pontificates Paul II., dessen Jahre vom 16. Sept.
bis 15. Sept. gerechnet werden müssen). — Siehe des. Pastor,
Gesch. d. Päpste (1. Ausl.) I, 375 ff über die Verhandlungen
zwischen Papst und Kaiser, S. 377.