In Neustadt aver vegann dar- Aboieu^n
mentes und Ausladen des Steines sicher erst nach An
kunft der beiden Wiener Zimmerlente. — Am Sonntag
nach S. Margarethen (14. Juli) wurden wieder fünf
Pferde von Wien abgesandt, welche den 4 ersten Snccurs
brachten^).
Man sicht aus den Kammeramtsrechmmgen, daß
nur die „Decke" auf das Grab, also der Deckel (mit
dem Wappenfries) nach Wien gebracht wurde und ich
schließe daraus, daß die alte auf Cufpinian'^)
fußende Ansicht, es sei 1403 nur der Deckel fertig
gewesen, sich auf gewichtige Gründe basirt").
Wo aber wurde iu Wien der Grabstein des Kaisers
deponirt? Sicher nur in einer Kirche. Ich schließe
dies daraus, weil, wenn der Stein in die Steinmetz
hütte wäre gebracht worden, man sicher das mangel
hafte Datum N0660 durch das genaue Datum des
Todesjahres und -Tages ergänzt hätte, denn die vierte
Seite des Deckels hat genug Raum dafür. Wahrschein
lich haben die Bürger direct den Stein nach St. Stephan
gebracht und hier dachte Niemand daran, daß die In
schrift unvollständig sei. Und als endlich das Monument
fertig dastand, wurde die Platte von ihrem provisori
schen Orte weggehoben und auf das Mausoleum gelegt;
man hatte vergessen, das Datum einzusetzen, und es
bleibt auch heute dabei. Uebrigens fehlt die genaue
Datirung auch am Grabsteine des Ritters Steger in
unserem Dome und kommt das auch anderwärts vor.
(Siehe Oesterr. Bl. für Literatur und Kunst 1844,
S. 271.)
Wurde aber der Sargdeckel in eine Kirche gebracht,
dann ist an keine andere zu denken, als an den Dom.
Und wieder ist es undenkbar, daß der schwere Stein
halben tag holcz zum vnnderpruckhn daselbst vnd halben tag
Schnt ab dein grabn, in die Kernnerstraß, die Sleg Im vart-
weg ausszuschultn, ßedn Tag üs Ros.
") Kammeramtsrechnnng 1493, toi. 27b. Am Phincztag
nach Margrethn (18. Juli. Zu ergänzen ist wohl: „erhielt
fein Geld") Colman Lempeckh, das er mit feinen Rossen
Sontag Montag Eritag an dem grabstain vnsers Herren Kaisers
gefurt bat, yedn tag iiis Ros.
Ebenda toi 32b. Sonntag nach Sannd Margrethntag:
Soniag Montag Eritag gehabt ein Ros bey meines (d. h.
des Blasius Engelhartstetner) Gespanns rossen die Degk vnnsers
bern Kaisers ober das grab herüber zu bringen. Slag ich ab
für die Rabat (Bgl. Schlager, Skizze», Ait. t) S, lil.)
Was unter Grabstein zu verstehen sei, ist hier vollständig
deutlich: der Deckel.
") ös Oaesaribns, 1561, pag. 514.
") Der Dombanleiter, Herr Architekt H c r m a n n, hat
die Güte gehabt, mir das muthmaßliche Gewicht des gesammten
Monumentes zu berechnen:
Stufe um das Monument. . .
. 23 Stück
Balustrade
32
Sockel der Tunika
- u, „
Tumbawände mit den Reliefs
- 16 „
Baldachinreihe über den Reliefs .
- 6 „
Deckplatte mit den Wappen . .
- 1 „
90 Stück
Muthmaßliches Gewicht:
Deckplatte . . 8000 Kgr.
Das klebrige . . 36.000 „
"44.000 Kgr.
4 Fuhre cirea 2000 Kgr. — 22 Fuhren zu 2 Pferden.
Es muß bemerkt werden, daß, selbst wenn das ganze
Monumenr in Neustadt war, die Stufe kaum übertragen
werden mußte, well sicher Material vastir in Wen vor
fites'senkrecht . eine Wand gestellt
oder schief gelehnt worden sei (wie ehemals das Leo
norendenkmal in der Neuklostcrkirche zu Neustadt). Den
das Wappeufries hätte sicher darunter gelitten. 1
bleibt nichts Anderes übrig, als anzunehmcn, daß er
auf einer scheinbaren, nicht hohen Tumba ruhte, die
eben nur keinen Hohlraum barg, wie die in d>w
St. Georgskapclle, eben weil des Kaisers Leichnam am
28. August 1493 hinuntergetragen wurde in die Her
zogsgrnft des Domes und daselbst blieb, bis das große
heutige Mausoleum mit seinem Hohlraum für den Kaiser
sarg fertig war.
Daß die Exequien für den Kaiser erst am 6. De-
cember gefeiert wurden, finde ich unter Anderein auch
darin begründet, daß man für einen würdigen Aufbau
des provisorischen Kenotaphes sorgte, auf welches sub
die Trauerfeierlichkeit bezog. Daß überdies ein mär >
tiges Traucrgerüst im Mittelschiffe vor dem Hochali
stand, versteht sich von selbst.
Nun löst sich eine Schwierigkeit von selbst, welche
sich bei Benützung der älteren Beschreibungen des
Friedrichs-Monumentes ergiebt. Es heißt: Unter Kaiser
Karl VI. (1732) sei das Grabdenkmal von einem
Orte näher dem Hochaltar ans den jetzigen Platz ge.
rückt worden.
Nur der Namen und die Jahreszahl ist falsch; er
hätte richtig heißen sollen: die Grabplatte mit einer
provisorischen Tumba sei ehemals näher dem Hochaltar
gestanden, aber nicht Karl VI., sondern schon Maxi
milian I. hat das Monument auf dem heutigen Platze
ausgestellt. Das fertige Monument kann niemals
anderswo gestanden haben, und es kann gar nicht i.:
der Zeit Karl VI. vom ursprünglichen Orte weggerückt
worden sei.
(Fortsetzung folgt.)
oti z.
Die Dombauteitung hat sich nnt Schreiben vom 30. Ne
vembcr v. I. an die k. k. Central-Comm. für Kunst und
hist. Denkmale mit der Bitte gewendet, bei der grast. Festetics -
scheu Fidcicommiß-Bibliotheks-Verwaltung zu Keszthely zu
iutervenireu, damit diese unter ganz klar angegebenen Canulen
den oder die auf die Grabmonumente von St. Stephan sich
beziehenden Bände des Gartens ch m i e d'schen Werkes auf
die Dauer von 3 Monaten der Dombauteitung leihe. Letzterer
wären Fingerzeige für die Ergänzung der hie und t:
völlig fehlenden Bekrönungen und Umrahmungen von Grr.
steinen an den Domkircheumanern sehr erwünscht. Die sich
k. k. Central-Comm. hat in dankenswerthester Weise ihr Ar.
suchen bei der Festetics'scheu Bibliothek eingelegt, allein ohne
Erfolg, und zwar waren als Gründe von Seite der Biblio-
theks Leitung angegeben:
1. daß das Gartcnschmicd'schc Werk schon einmal, 1883,
der Central-Comm. mehrere Monate nach Wien entlehnt
worden;
2. daß dasselbe durch das Hin- und Herschicken leide.«
Diese Nachricht war recht betrübend, sie dient aber zum
Verständnis; dessen, wie die Dombanleitnng nunmehr bei der
Restauration der Grabdenkmale vorzugehen gezwungen ist.
vermn'iN'sal'en vom Wiener Domliauvereiiie.
»d-i.-vur- Plot. Dr. Wilde»» «. Ncumaun.
-e« Uere-'ueS: Gtadt. kö rsterzd isck» Ksls^e'l Pal-r'-fi
Druck -er k- Wiener Zeilunn.